So, dann eröffne ich auch wieder mal einen persönlichen Bereich für mich.
Ich habe vor ein paar Tagen etwas geschrieben, was ich hier nun gleich einmal zeigen möchte. Es ist etwas Philosophisches und auch sehr persönlich, aber ich weiß, bei euch ist das alles gut aufgehoben:
…und welche Sprache sprichst du?
Für mich sind Menschen wie Bücher. Dabei ist jedes dieser Bücher in einer anderen, individuellen Sprache geschrieben, und das sind sehr viele Sprachen, wenn man bedenkt, wie viele Menschen auf dieser Welt leben. Allein wie viele Menschen uns täglich umgeben, wenn wir in der Schule sitzen oder in der Arbeit sind, wenn wir einkaufen oder einfach nur spazieren gehen.
Bei diesem Gedanken wird uns gleich klar, dass es unmöglich ist, ein jedes Buch zu lesen beziehungsweise einen jeden Menschen wirklich zu kennen. Das Gute ist, dass das niemand von uns verlangt, was auch Sinn macht. Denn 90 Prozent der Bücher, die uns in unserem Leben begegnen, mögen wir vermutlich gar nicht.
Vielleicht, weil wir die Sprache nicht schön finden oder weil wir sie nicht richtig zu verstehen vermögen. Vielleicht gefallen uns aber auch Inhalt oder Schriftart eines Buches nicht, oder aber der Einband sagt uns nicht zu – soll ja auch vorkommen.
Tatsache ist auch, dass viele Menschen einfach nicht gerne lesen und die wenigsten erlernen mehr als 3 Sprachen so gut, dass sie diese einwandfrei verstehen.
Ich wage zu behaupten, dass die meisten sich damit begnügen die Seiten eines Buches nur zu überfliegen, sodass sie einen Überblick über dessen Inhalt bekommen.
Es ist das, was wir unser ganzes Leben lang tun: wir überfliegen und lassen vielleicht auch ein paar Kapitel aus, weil unsere Sprachkenntnisse dafür nicht ausreichen, oder weil sie uns nicht interessieren oder uns nicht gut tun würden.
Das ist aber nicht schlimm und man muss deswegen auch kein schlechtes Gewissen haben, denn das alles ist ganz normal.
Wir lernen Menschen kennen, mit manchen schließen wir Freundschaften, mit manchen nicht. Den meisten Menschen gegenüber sind und bleiben wir jedoch neutral eingestellt. Es kann nicht jeder Freund oder Feind sein, manche sind eben Bekannte, die man in Kategorien wie „sympathisch“ oder „weniger sympathisch“ einteilt – das geht vollkommen automatisch.
Und es hängt dabei von der Kategorie ab, wie oft man Bekannte sieht oder wie viel Zeit man für sie einräumt in seinem Leben. Manche Bekannte – die sympathischen vermutlich – sieht man vielleicht einmal im Monat, während man andere – die eher weniger sympathischen – nur alle zwei Jahre trifft. Es kommt auch immer wieder vor, dass man einen Menschen (oder auch eine ganze Menschengruppe, wie zum Beispiel eine Klasse) mit der Zeit komplett aus den Augen verliert, ohne, dass man es beabsichtigt (allerdings auch ohne sich daran zu stören).
In meinem Regal stehen nur sehr wenige Bücher. Das liegt aber nicht daran, dass ich viele Bücher verlegt oder gar verloren habe.
Zugegeben, vielleicht habe ich ein- oder zweimal ein Buch absichtlich ausrangiert, weil es mir nicht gut getan hat.
Aber ansonsten habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, mein Regal mit nur wenigen Büchern zu füllen.
Schon als Kind habe ich es geliebt Menschen zu beobachten. Ich habe stets versucht ihre Sprache zu erlernen – das wurde mir erst vor ein paar Jahren so richtig bewusst.
Jedenfalls habe ich mit der Zeit einiges feststellen können:
Viele Sprachen sind einander ähnlich. Sie lassen sich gut in Sprachgruppen einteilen, lassen sich leichter erlernen als andere, sind aber durch ihre Ähnlichkeit und Häufigkeit (was nicht heißt, dass sie nicht ebenso wertvoll und individuell sind) nicht so interessant für mich.
Weiters ist mir aufgefallen, dass sich manche Bücher erst gar nicht öffnen lassen wollen, während mir andere wiederum sogar das Alphabet ihrer Sprache unter die Nase halten, damit ich sie besser und schneller lesen und verstehen kann.
Hin und wieder entdecke ich auch Bücher mit extrem komplizierten oder gar verschlüsselten Sprachen.
Am meisten ziehen mich verstaubte oder kaputte Bücher an. Natürlich gibt es in jedem Buch Eselsohren oder eingerissene beziehungsweise zerknitterte Seiten. Aber manche Bücher haben im Laufe ihres Lebens so viel erlebt oder wurden so schlecht behandelt, dass sie wirklich kaputt sind. Solche Bücher ziehen mich magisch an, obwohl es sehr schwer ist an sie heranzukommen. Das Traurige ist, dass diese Bücher schon gar nicht mehr daran glauben, dass sich jemand für sie interessiert, oder, dass sich jemand die Mühe macht ihre kaputten Seiten zu kleben und zu lesen. Viele dieser Bücher versuchen ihr kaputtes Inneres hinter lustigen, surrealistisch gestalteten oder schönen Einbänden zu verstecken.
Ich für meinen Teil bin wohl ein sehr kompliziertes Buch mit einer schwierigen Sprache und vielen Seiten. Wobei die ersten Seiten herausgerissen wurde, sodass ich diese erstmals suchen und finden muss, um lesen zu können, was darauf geschrieben steht.
Das alles macht mich jedoch zu nichts Besonderem. Eher das Gegenteil, weil weniger Menschen sich die Mühe machen mich zu lesen oder meine Sprache zu erlernen.
Trotzdem scheine ich dennoch ein paar Wenigen zu gefallen, auch wenn ich es ihnen nicht immer leicht mache.
Somit stehe ich zumindest im Regal von ein paar Menschen, wofür ich sehr dankbar bin.
Es gibt so viele verschiedene Bücher, so viele verschiedene Sprachen und so viele verschiedene Arten, diese zu lernen und zu lesen.
Umso verrückter, dass ich dennoch denke, dass jedes dieser Bücher von ein- und demselben Autor geschrieben wurde…