Autor Thema: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen  (Gelesen 16574 mal)

Offline Noelle

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #15 am: Januar 25, 2011, 10:29:46 Vormittag »
Hallo Fynn,

das ist ein schönes Thema mit den kostenlosen Umarmungen. Denn das man auch fremde Menschen umarmen kann/darf,  d r das hatte ich erstmals in Wolfsried während meiner Therapie erlebt. Oder mit Menschen händchenhaltend in Oberstaufen spazierenzugehen;  und bei den morgendlichen, schweigenden Spaziergängen sowieso, oder wenn ich an die Bachrunde denke, das war nach anfänglicher Ãœberwindung sehr schön, doch manchmal war es mir auch unangenehm, weil ich keine Grenzen setzen konnte. Doch mich an so einer Aktion zu beteiligen, wäre für mich auch heute noch sehr schwierig.

Vor Wolfsried war mir das alles sehr sehr fremd. Ich war es gewohnt, meinen Mann und meine Kinder zu umarmen, Freunde und  Verwandte bei der Begrüßung oder beim Abschied,  aber eher nur flüchtig.  Diese intensiven Umarmungen habe ich dort zum erstemal erlebt. Sie waren Teil der Therapie. Doch es mußte vorher gefragt werden:

"Darf ich dich umarmen, oder kannst du mich mal in den Arm nehmen, oder darf ich deine Hand nehmen, oder kannst du mir deine Hand geben."

Damals konnte ich noch keine Grenzen setzen, ich gab in der Regel,  was von mir erwartet wurde, ich war noch so co-abhängig. Co-Abhängige reagieren anstatt dass sie agieren. Co-Abhängige geben dem Süchtigen das was er will. Ich selbst habe eher weniger gefragt, denn mir war es auch zu peinlich, so bedürftig zu wirken.  

Heute ist es in den Meetings üblich,  dass man sich umarmt, in der Regel beim Abschied, oder sich auch während des Meetings an der Hand hält, aber auch nicht mit jedem. Jetzt kann ich schon eher Grenzen setzen. Zum Beispiel wird sich in einem Meeting bei der Besinnungsminute an den Händen gehalten. Das war für mich von Anfang an ein rotes Tuch.  Weil ich mich bei der Besinnungsminute nicht auf mich konzentrieren konnte, sondern co-abhängig meine beiden Nachbarn neben mir kontrollierte.

Doch ich machte viele Jahre  mit, weil ich mich nicht traute, mich nach meinen Bedürfnissen zu richten. Irgendwann war es dann für mich einfach nicht mehr machbar. Da ich  in der SLAA Literatur auch gelesen hatte, dass viele Menschen über diese harmlosen Körperkontakte ausagieren. Es hat für mich so etwas zwanghaftes und auch undurchsichtiges.

Ich teilte es mit, dass es für mich nicht stimmt,  tun zu müssen, was alle tun, und weil man es eben so tut, und dass ich mich daran nicht mehr beteiligen möchte. Das war eine harte Aufgabe für mich, da ich auch harmoniesüchtig bin, und ich es mir nicht gerne mit anderen Menschen verderbe, mich lieber anpasse oder zurückziehe. Doch dazubleiben, und meine eigenen Meinung zu vertreten, mich auch auszugrenzen, dass hatte was mit meiner persönlichen Genesung zu tun. Heute macht es mir nichts mehr aus, wenn ich mich bei diesem Ritual nicht beteilige, ich habe gelernt für mich einzutreten.  

Das Hand halten außerhalb der Besinnungsminute hat für mich eine andere Qualität. Neulich haben wir uns alle während des laufenden Meetings an den Händen gehalten, es hatte sich einfach so entwickelt....

Liebe Grüße d r
Noelle
« Letzte Änderung: Januar 25, 2011, 13:33:09 Nachmittag von Noelle »

Offline Fynn

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #16 am: Januar 25, 2011, 11:32:10 Vormittag »
 a045 ja, so habe ich das in Herrenalb auch erlebt. Ich kannte das früher so in der Form gar nicht und schon gar nicht hätte ich es als Teil einer möglichen Therapieform nachvollziehen können. Ich kann mir auch gut vorstellen, das sich das für Außenstehende erstmal doch recht unspektakulär anhört...Umarmungen und so. Aber ich habe sie als (überaus wichtigen) Teil des ganzen Konzepts in sich begriffen. Körperlicher Kontakt, sexueller mal ausgenommen, (den es da ja eh nicht gibt) findet ja auch immer seltener statt. Uns hat man damals gesagt, der Mensch brauche 12 Umarmungen am Tag, um gesund zu sein. Gut, ich glaube kaum, das alleine das ausreicht, aber es ist schon ein wichtiger Schritt. Der Mensch braucht den Menschen, heißt es ja dort so schön. Das ist einfach ein Grundbedürfnis, ein Urinstinkt, und wenn er das nicht bekommt, dann wird er krank. Daher habe ich lernen dürfen, "ich brauche auch" und ich habe ein Recht darauf. Ich darf etwas (an-)nehmen, aber ich habe auch etwas zu geben Seit ich das weiß und das in mein Leben einbezogen habe, geht es mir deutlich besser. Ob es mir immer "super" geht, das ist unwichtig, alle Gefühle haben ihr Recht und dürfen sein und ich vergleiche das Leben immer gern mit einer Achterbahn - mal rauf, mal runter, aber immer (öfter) unter meiner Führung. Ich bin verantwortlich für mein Leben, niemand sonst. Leider "vergesse" ich das gelegentlich noch viel zu oft und falle in alte Verhaltensweisen zurück, aber ich habe gelernt, mit meinen Problemen umzugehen. Das war mir früher nicht möglich, da habe ich still gejammert, war ständig unzufrieden und Schuld daran hatten alle, nur nicht ich... baby
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Waltzing Mathilda

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #17 am: Januar 25, 2011, 17:36:35 Nachmittag »
Der Thread ist ja schon ein paar Tage älter, aber so richtig wurde ich erst vorhin darauf aufmerksam.
Ich glaube nicht, dass ich spontan einen Fremden auf offener Straße umarmen könnte.
Ich finde, eine Umarmung ist etwas Intimes, etwas, was Menschen untereinander austauschen, die sich kennen und sich vertraut sind.
Ob ich mich dazu durchringen könnte – ich glaube eher nicht.
Wenn ich zu meinem Freund komme (ein irakischer Kurde), der Besuch daheim hat (oft zahlreich), setze ich mich immer räumlich abgegrenzt dazu. Auf einem Stuhl, in einem Sessel, aber nicht auf die Couch, wo schon einer oder zwei sitzen. Ich fühle mich ganz einfach unwohl dabei; ich habe das Gefühl, meine „Schutzzone“ wird überschritten.
Als ich im Dezember zum Weihnachtsmarkt nach Aachen gefahren bin, hat mich die Zugfahrt erheblich gestört. Früher gab es Waggons mit einem geschlossenen Abteil für üblicherweise 6 Personen; heute haben sie zumindest für den Regionalverkehr sogenannte Großraumwaggons.
Ihh bääähh…..
Freitagabend ist im Altenheim Betriebsfest. Und ich habe mich nicht in die Teilnehmerliste eingetragen. Auch im letzten Jahr schon nicht. Ich weiß nicht, was ich da soll. Ich weiß nicht, was ich den Leuten erzählen soll, und über mich selbst mag ich am allerwenigsten reden.
Es gibt ja Leute, die fragen einem Löcher in den Bauch….
Wenn ich zu mir selbst schon keine Beziehung habe, wie sollen denn andere eine zu mir haben können?
Es hat auch etliche Monate gedauert, bis ich überhaupt Kontakt zu den Mitarbeitern bekam; ganz zu schweigen, dass ich nicht einmal alle beim Namen nennen kann…..
Umarmungen, Körperkontakt?
Irgendwie ist mir das zuwider; zu intim.

Offline Fynn

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #18 am: Januar 25, 2011, 19:55:26 Nachmittag »
Ich selbst habe mal in Frankfurt / Main an einer solchen Veranstaltung teilgenommen, mit vielen anderen, einer ganzen Gruppe. Und alle haben fremde Leute gefragt, ob sie sie mal umarmen dürften. Es war ein tolles Gefühl, auch wenn man sich erstmal *überwinden* muß, auf andere in dieser Art zuzugehen. Man fremdelt vllt ein bißchen mit der Nähe des Unbekannten, das ist wohl verständlich. Aber letztlich bekommt man ein wirkliches Geschenk ! Sicher, ja, es hat auch hier und da ein "nein" gegeben, aber ehrlich, selten. Ich glaube nicht, das die Leute sich das nicht getraut hätten, immerhin waren es ja fremde Menschen. Ich denke eher, das die Leute sich nach Nähe sehnen - und das die heute in unserer hektischen Zeit viel zu oft untergeht. bleibt !*
Stimmt schon Mat, für mich war es anfangs sehr gewöhnungsbedürftig...interessant,  mir fällt JETZT gerade erst auf, das in diesem unscheinbarem Wörtchen *gewöhnungsbedürftig* eben auch bedürftig steckt ! Das gefällt mir jetzt richtig gut ! Nein, wie gesagt, anfangs war es mir auch fremd, aber heute weiß ich, darin steckt auch Suchtpotenzial... d024 und ich sehe das dann als ein Geschenk von Mensch zu Mensch. Intim hin oder her, aber ist es nicht auch menschlich ? Diese Free Hugs Veranstaltung in Frankfurt/Main, auf der ich war, hat selbst mich total verblüfft. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie viele Leute mich in den Arm genommen haben, - oder auch umgekehrt. Sieht man ja auf den YouTube Videos auch. Nach anfänglichem Zögern kommen immer mehr ! In Bad Herrenalb gehören sie zum Therapiekonzept und überhaupt hat das Model ungewöhnlich hohe Erfolgsquoten, - wenn man sich darauf einläßt.

Nein, ehrlich, da höre ich auch ziemlich genau hin, was und ob ich eine Umarumg und von wem will. (in aller Regel will ich aber schon... cvbcb)
Ich glaube nicht, dass ich spontan einen Fremden auf offener Straße umarmen könnte. Ich finde, eine Umarmung ist etwas Intimes, etwas, was Menschen untereinander austauschen, die sich kennen und sich vertraut sind.
Ja, kann schon sein, aber ist es nicht schade, das Männer damit eiin Problem haben, was für Frauen gar kein Thema ist ? Bei denen  beobachte ich ständig, das sich welche in den Arm nehmen auf der Straße oder im Lokal oder so. Sind wir (Männer) vllt so "männlich", das wir das nicht auch brauchen, - oder zumindest zugeben können, es zu brauchen..? Aber ich höre schon auch auf meinen Bauch : wenn es nicht stimmig ist, lasse ich's ! Ansonsten, "auf die Bäume, ihr Affen..." co4
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Offline Silver Wings

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #19 am: Januar 25, 2011, 21:20:33 Nachmittag »
Hallo Ihr Lieben,

momentan würde ich sagen, daß ich mich draussen auf der Straße nicht trauen würde, alleine so eine Aktion zu beginnen - obwohl ich jedes Mal wenn ich mir so einen Film bei Youtube ansehe, große Sehnsucht danach verspüre,
auch wieder mehr umarmt zu werden.

freut mich, das Du es nun auch erleben durftest und es schön fandest ! Ich weiß, es gibt viele Menschen, die sagen dann, "ich könnte doch nicht gleich jemand wildfremden um den Hals fallen" smilehand...aber ich denke, das geht doch !

lach - komischerweise: wenn da jemand stehen würde mit so einem Schild, und die Ausstrahlung gefällt mir (ich spreche nicht von äusserlich angeblich schön!), dann würde ich gerne eine Umarmung verschenken.

Ich hatte durch meine Familiengeschichte (nicht einhalten von meinen Grenzen  r23 durch  meine Eltern)
mächtig Probleme mit Nähe. Aber der Spruch in den Infounterlagen über Herrenalb und in der Eingangshalle von : "der Mensch braucht  ..." machte mir eindeutig gleich von Anfang an klar: Genau da mußt du hin - der Schmerz den ich bei den Worten fühlte, gab eine klare Richtung an.

Schmunzel - ich habe mir von Anfang an todesmutig immer dort in der Lagune einen Platz gesucht, wo es schon
sehr eng war. Und die Umarmungen nach dem Spaziergang und auch nach dem Wiegen waren für mich eine gute Übung:
erst habe ich nur die Angst (keinen Widerwillen!) als Hinweisschild genutzt, aber auch sehr schnell dann hingespürt, ob ich umarmen wollte ... Es war für mich sehr überraschend, wie unterschiedlich Umarmungen sein können. Und die durchaus auch vorhandenen "Kuschel-Vampire" habe ich dann auch schon mal ausgebremst, wenn es mir nicht gut ging. Dann hatte ich keine Energie zu verschenken. Aber bei den meisten war es eben ein Austausch - und das war soooo schön. Lach - und da meine Umarmungen wohl irgendwie gut taten (hat man mir damals erzählt), habe ich nie ein Problem gehabt, jemanden zum Umarmen oder zum Kuscheln zu finden.

Bonding war dann schon schwieriger - da habe ich mich auch vorsichtig erst mit Frauen und dann erst mit Männern dran getraut.

Ach ja - und auch wenn ich nicht gut im Grenzen setzen war, hatte ich in meinen Wochen nur ein einziges Mal jemanden, den ich längerfristig nicht mehr umarmt habe: weil er mir erzählen wollte, er wüßte ja ganz genau, was für mich gut wäre ... Und sorry - auf so etwas reagiere ich allergisch... UND es war ein gutes wichtiges Übungsfeld zum Grenzen setzen!


Natürlich kann ich die auch zu Hause bekommen, sicher, aber kann ich denn wirklich auch zuviel davon bekommen.. m n ? Nein, das bezweifle ich. Erst wenn wir wieder das werden, was wir einmal waren, wenn wir uns an unsere Menschlichkeit erinnern (!), dann sind wir wieder auf dem richtigen Weg !

Da kann ich dir nur zustimmen, Fynn. Nur mit dem was ich zuhause bekomme, verhungere ich nach und nach :-(

Aber geht man nicht auch manchmal an Menschen vorrüber, bei denen man grade das Gefühl hat, sie mal richtig in den Arm nehmen zu wollen ? Und warum sagen wir es demjenigen dann nicht ?

Leise lächel - ich habe es durchaus ja zwischendurch versucht: aber die Menschen haben ja so eine Angst vor Nähe ... Wobei es schon variiert: so'n büschen auch, wie man es zuhause kennengelernt hat. Auf Formentera habe ich damals jemanden umarmt (und sie mich) obwohl wir uns nicht kannten und nicht die Sprache des anderen verstanden. Na ja , zumindest nicht die "offizielle" ;-) Denn die des Herzens war unmißverständlich.
UND ich bin mir ziemlich sicher, daß es in Deutschland sehr schwer für jemanden sein muß, der aus seinem Heimatland soviel mehr Nähe gewöhnt ist ...

Tja - und die Männer - die machen sich, fürchte ich, immer noch viel mehr Gedanken, was die anderen denken könnten...

Ist doch total schade, oder ?
Übrigens habe ich ganz baff entdeckt, daß es inzwischen auch Kuscheltreffen in Bremen gibt. (Hatte vor langem schon mal was ähnliches gesucht, was damals aber schon nicht mehr existierte, als ich aus Herrenalb kam


und eine
Umarmung für alle, die mögen... smilehand smilehand smilehand

au ja, schnapp -  d r

Liebe Grüße
Stefanie - Silver Wings Woman
« Letzte Änderung: Januar 25, 2011, 21:24:32 Nachmittag von Silver Wings »
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Offline Noelle

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #20 am: Januar 25, 2011, 21:42:41 Nachmittag »

Ich finde, eine Umarmung ist etwas Intimes, etwas, was Menschen untereinander austauschen, die sich kennen und sich vertraut sind.


So habe ich vor der Klinikerfahrung in Wolfsried auch gedacht. Doch dort habe ich gelernt, dass der "Mensch des Menschen Medizin ist"

Das ist auch einer der Lieblingssätze von Dr. Walther Lechler, der das "Bad Herrenalber Modell" entwickelt hat. Er zitiert in seinen Vorträgen immer einen Satz des senegalesischen Stammes der Woluf: "Nit Nit ay garabam" das heißt auf Deutsch: "Der Mensch ist des Menschen Medizin."

Wenn es einem Menschen in der Klinik schlecht ging , dann sagen die Therapeuten in der Regel, gehe zu einem anderen Menschen und lass dich umarmen....das ist die Therapie, nicht das kopflastige, sondern der Kontakt zu einem anderen Menschen, und dann kommen die Gefühle an die Oberfläche......Das ist eine sehr schwere Therapie, wenn man eher beziehungsmagersüchtig unterwegs ist....ich kenne mich damit gut aus... smilehand


Offline Fynn

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #21 am: Januar 26, 2011, 07:27:20 Vormittag »
 morg Silver Wings...

*grins* das sind sicher wieder ganz schön geheimnisvoll klingende Wörter für Außenstehende : Bonding, Lagune...*schmunzel* ich bin aber sonst absolut Deiner Meinung
Ich weiß, es gibt viele Menschen, die sagen dann, "ich könnte doch nicht gleich jemand wildfremden um den Hals fallen" smilehand...aber ich denke, das geht doch !
und es geht nicht nur, es funktioniert auch noch ! Aber es wird ja auch niemand gezwungen dazu und niemand fühlt sich vor den Kopf gestoßen, falls Du nicht kannst oder willst. Aber ohne wirklich genaueres Hintergrundwissen hätte ich möglicherweise auch Bedenken, "was daran so toll sein soll".   xyssf Daher würde ich vllt erstmal zu einem Blick in das Buch "Von mir aus nennt es Wahnsinn" von Walther und Jackie empfehlen, das zumindest einen kleinen Vorgeschmack gibt.

Hier ein Link :

http://www.amazon.de/Von-mir-aus-nennt-Wahnsinn/dp/3937212310/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1296022025&sr=1-1

da kann man durch Klicken auf das Cover auch etwas im Buch blättern. Bei mir war es so, das ich gleich bei ersten Lesen wußte, das ist es, das will ich, brauche ich ! Und als ich mich darum gekümmert habe, dahin zu kommen, da habe ich angefangen erwachsen zu handeln, etwas für mich zu tun, dafür zu sorgen, das es mir gut geht, meine ständigen Depressionen (u.a.) ernst zu nehmen, statt bis dato nur zu jammern, alles als gegeben hinzunehmen.
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Offline Noelle

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #22 am: Januar 26, 2011, 12:25:34 Nachmittag »

Zitat
Nur mit dem was ich zuhause bekomme, verhungere ich nach und nach :-(


Hallo Silver Wings,

du schreibst: " Nur mit dem was ich zuhause bekomme, verhungere ich nach und nach :-("

dieses Verhungern in einer Beziehung  kenne ich auch. Es ist zwar jemand da, doch man ist einsam -  auch der andere ist betroffen, er fühlt sich ebenso unwohl, auch wenn er es nicht kommuniziert. Und es spielt auch keine Rolle, ob es sich um die körperliche Bindung handelt die unbefriedigend ist, oder um die emotionale Bindung die nicht ausreicht. 

Dieses Verhungern in einer Beziehung ist noch schlimmer, als allein zu sein und sich allein einsam zu fühlen. Da ist zwar jemand den man an seiner Seite hat, und trotzdem fühlt man sich grottenschlecht.

Ich habe die Genesung  so verstanden, dass es sicher zuerst darum geht, sich von anderen zu holen, was man braucht. Sich  Umarmungen zu holen, sich Nähe zu holen, sich Angenommen sein von anderen zu holen, bis man bei seinen eigenen, wahren doch auch sehr schmerzhaften Gefühlen angekommen ist.

Das ist die Öffnung, die der Mensch erfährt.  Und dann erfolgt das was du so beschreibst

Zitat
"Erst wenn wir wieder das werden, was wir einmal waren, wenn wir uns an unsere Menschlichkeit erinnern (!), dann ..."

Wenn wir bei unseren eigenen wahren Gefühlen angekommen sind, fühlende Menschen sind, auch ausgelöst durch die Umarmungen von anderen,  und durch das viele Teilen der eigenen Geschichte in den Meetings oder in der Therapie,  dieses sich öffnen, dann sind wir fähig gesunde und liebevolle Beziehungen zu anderen zu leben und uns in diesen Beziehungen auch wohlzufühlen.

Doch das reicht nicht allein, denn das wesentliche was hinzukommt ist, was den wahren Hunger und Durst stillen kann, und das was ein anderer Mensch einem nie geben kann, das ist die Verbindung zu Gott, die Verbindung zur Spiritualität nt13


Dr. Walther Lechler schreibt im EA Buch auf S. 154:

 "  Für mich als Arzt war eine lange Zeit nötig, bis ich herausfand, dass es tatsächlich nicht mein Ziel war, den Schmerz zu lindern. Ich fand, dass hinter allem Leiden, dem Schmerz, den Krankheiten und all den Voraussetzungen, die  Unwohlsein verursachen, der Durst und Hunger des menschlichen Wesens nach Spiritualität liegt. Dieser Hunger und Durst ist die Sehnsucht eines menschlichen Wesens wieder ein Ganzes zu sein. "

Andere Menschen sind nie in der Lage einem das zu geben, was man wirklich braucht, doch sie sind die Voraussetzung und die Hilfe dafür, das man dorthin kommen kann.

Liebe Grüße  wink
Noelle






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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #23 am: Januar 26, 2011, 16:11:05 Nachmittag »
Andere Menschen sind nie in der Lage einem das zu geben, was man wirklich braucht, doch sie sind die Voraussetzung und die Hilfe dafür, das man dorthin kommen kann.
genau. aber das hat gedauert, bis ich das kapiert hab ! Man denkt eben immer "wenn der andere so wäre, nicht wäre, /jenes täte/nicht täte". Aber selbst das alles zu wissen, genügt nicht. Man muß es auch leben, 24 Stunden am Tag. Immer wieder. Und das ist nicht immer gerade leicht !  r23
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Waltzing Mathilda

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #24 am: Januar 26, 2011, 22:16:24 Nachmittag »
Zitat
Dieses Verhungern in einer Beziehung ist noch schlimmer, als allein zu sein und sich allein einsam zu fühlen. Da ist zwar jemand den man an seiner Seite hat, und trotzdem fühlt man sich grottenschlecht.

Mir fällt dazu der abgedroschene Ausdruck ein: "Gemeinsam einsam"......
Doch so richtig nachvollziehen kann ich es nicht.
Aber ich habe auch nie geheiratet, nie dauerhafte Beziehungen gehabt.
Und ich frage mich manchmal: aus welchem Grund geht man eigentlich Beziehungen ein?



Offline Silver Wings

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #25 am: Januar 27, 2011, 08:57:18 Vormittag »
Moin Fynn   a045

*grins* das sind sicher wieder ganz schön geheimnisvoll klingende Wörter für Außenstehende : Bonding, Lagune...*schmunzel*

leise lach, manchmal habe ich ja das Gefühl, wir bräuchten so etwas ähnliches wie ein "12-Schritte-(Klinik)-Lexikon". In den anderen gibt es bestimmt auch Besonderheiten.

Auf der anderen Seite sprechen die Wörter für mich durchaus für sich: Bonding - sich miteinander verbinden.
Lagune: ein geschützter, aber nicht abgeschlossener Raum, mit Verbindung zum Rest der Welt ;-)
Das, was in einer natürlichen Lagune das Brackwasser ist (diese Mischung aus Süsswasser mit dem Wasser des Meeres, die durch die Öffnung zum Meer hin entsteht), sind in der Herrenalber Lagune die Energien der vielen verschiedenen Menschen, die dort Nähe suchen: Platz eben nicht nur für Herrenalber, sondern durchaus auch für Menschen, die (wieder) draussen (im Meer ;-) leben.


Liebe Grüße (und eine Umarmung, wenn du die so früh schon verträgst ;-)
Stefanie - Silver Wings Woman


« Letzte Änderung: Januar 27, 2011, 21:50:16 Nachmittag von Silver Wings »
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Offline Noelle

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #26 am: Januar 27, 2011, 11:51:31 Vormittag »
Zitat
Mir fällt dazu der abgedroschene Ausdruck ein: "Gemeinsam einsam"......

Gemeinsam einsam.....das ist die Realität, das ist nicht abgedroschen. Und warum ist es so? Heute weiß ich es, früher wußte ich es nicht.

Wenn zwei einsame Menschen die keine Verbindung zu Gott haben,  versuchen in einer Zweierbeziehung das Glück zu finden, dann müssen sie scheitern, wenn sie jeweils den anderen zu ihrer Höheren Macht erklären, denn das ist der falsche Gott,  das funktioniert nur am Anfang.

Und dann brauchen sie von Außen noch andere Substanzen oder Stimulanzen (anregende Zusätze oder fehlende anregende Zusätze) um sich wohlzufühlen.  Gründen vielleicht eine Familie, versuchen über Kinder das Loch zu stopfen, um sich wohlzufühlen, und um die Einsamkeit nicht spüren zu müssen, oder machen sich mit Aktivität weg, oder schaffen sich einen Hund an, oder kompensieren über die Arbeit, oder über die Krankheit, oder brauchen Alkohol oder Drogen, um sich wohlzufühlen, oder machen sich mit Essen weg, oder mit Einkaufen gehen, oder werden spielsüchtig...um die gemeinsame Einsamkeit nicht spüren zu müssen.

Es gibt noch so viele andere Beispiele. Dr. Walther Lechler hat ein Buch dazu geschrieben: "Wir sind alle süchtig", alle suchen der Einsamkeit zu entkommen in dem sie kompensieren.

Wenn man allein mit seiner Sucht ist, dann ist das schon schlimm -  doch wenn man innerhalb einer Beziehung seine Sucht auslebt, und das sind in der Regel dann beide, denn Co -Abhängigkeit  ist auch eine Sucht, dann geht es in einer Beziehung immer weiter bergab.

Die Lösung ist, und das habe ich erstmals in Wolfsried in der Klinik gehört, die Beziehung zu Gott. Mir selbst und auch meinem Mann, hatte die Verbindung zu Gott gefehlt, die Voraussetzung dafür ist, dass eine Beziehung glücklich verläuft, und dass man sich nicht einsam in einer Beziehung fühlt.  Doch das hatte ich damals noch nicht verstanden.

Ich hatte immer das Gefühl, dass mir etwas fehlen würde, dass ich etwas in mich reintun müsse, damit es mir gut gehen würde und damit  ich  glücklich sein kann. Ich versuchte es eine Zeitlang auch mit Antidepressiva, das mir  ein Gefühl vermittelte, dass alles schön ist, doch nach absetzen dieses Medikaments, kam ich wieder in meinen altvertrauten Zustand. Es fehlte etwas. Das es die die innige Beziehung zu Gott ist, dass weiß ich heute.

Doch diese kam bei mir dann auch nicht über Nacht. Erst nachdem ich mich entschieden hatte, am Zwölf Schritte Programm teilzunehmen, und in die Meetings zu gehen, zu teilen, was in meinem Leben los ist, im Programm zu arbeiten, spirituelle Texte zu lesen, hat sich in mir  etwas entwickelt dem ich vertrauen konnte, und der Gedanke: " Gott verläßt mich nie."

Doch an dieser Beziehung zu Gott muß ich jeden Tag arbeiten. Gott ist da, ich bin diejenige, die sich immer wieder von ihm entfernt.

Beziehungsarbeit ist in erster Linie eine Arbeit an sich selbst. Wenn ich mich mit mir alleine einsam fühle, dann werde ich mich auch in einer Beziehung einsam fühlen. Daher ist meine tägliche Aufgabe,  mich mit mir alleine in meiner Verbindung zu Gott so richtig wohlzufühlen.


Gott allein genügt.... nt13


Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.
Teresa von Avila
« Letzte Änderung: Januar 27, 2011, 11:56:22 Vormittag von Noelle »

Offline Silver Wings

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #27 am: Januar 27, 2011, 21:25:41 Nachmittag »
Hi Noelle,

>>
Zitat
Nur mit dem was ich zuhause bekomme, verhungere ich nach und nach :-(
[/color]

>dieses Verhungern in einer Beziehung  kenne ich auch. Es ist zwar jemand da, doch man ist einsam - 

hm, DAS meine ich damit nicht. Es ist auch nichts statisches - sondern der Zustand ändert sich immer wieder.
Leise lach - wie soll ich es bloß schreiben: nicht nur meine Seele, auch mein Körper braucht Zuneigung.
Und ich bin zwar schon lange soweit, daß ich sie mir auch selber gebe, aber da ich eigentlich mal eine
gut nährende Beziehung auf allen Gebieten gehabt habe, fehlt mir halt trotzdem was.

Irgendwann im letzten Jahr - glaube ich - habe ich mal gelesen, man hat den Partner, mit dem man am meisten lernen kann. Das passte für mein Gefühl irgendwie. Und ich sage auch ganz bestimmt nicht, der andere ist schuld. Aber der andere (Element Erde ;-) hat eben körperlich andere Bedürfnisse wie ich (Element Wasser ;-).
Und dann kann ich entweder eine Beziehung führen, die öffentlich akzeptiert werden würde, oder suche mir für die Teile, für die ich in dieser Beziehung zu wenig oder gar nichts bekomme etwas anderes / jemand anderen.

Das hätte ich mir früher nie vorstellen können und doch ist es momentan der richtige Weg.
Da wo ich andere Energien brauche, suche ich und finde ich ...

Wir geben uns inzwischen beide sehr viel Raum. Das war nicht immer so - früher hatte ich sehr viel Angst diesen Parner zu verlieren und habe geklammert. War für uns beide nicht gut. Wie gut das jetzige sich für uns beide leben läßt, wird die Zeit zeigen. Das alte würde nicht mehr gehen (und ging auch schon vor meiner Kur 2005 nicht mehr - nur da habe ich es "gedeckelt").

Es fällt mir nicht immer leicht, nicht nur daran zu denken, sondern es auch zu leben, daß der Weg, der für mich gut ist, nicht der meines Partners sein muß. Das fing mit seiner Kur an: ICH habe mir sehr gewünscht, er würde auch in eine 12-Schritte-Klinik gehen, damit er mich besser verstehen könnte. Grins - für ihn war Herrenalb und Co. aber ein rotes Tuch nach meiner Kur. Aber er akzeptiert, dank seinen eigenen Erfahrungen, daß es Menschen gibt, die mir sehr wichtig sind. Und weiß inzwischen - auch innerlich - daß er dafür auch seinen Raum für sich hat: sprich, auch seine Leute können hier zu jeder Tag und Nachtzeit anrufen, wenn Not am Mann ist.
Oder könnten vor der Tür stehen und wir würden einen Platz finden.

Und das alles geht nur für mich, weil ich gelernt habe, daß ich !von niemandem! erwarten kann, daß er meine seelischen Löcher auffüllt. DAS ist  meine Aufgabe. Aber es gibt Menschen, die mir helfen besser zu sehen, was es für Möglichkeiten gibt. Und die mir ein warmes Gefühl geben - ganz unterschiedliche Menschen, die ganz unterschiedliche Geschenke mit mir teilen.


Das ist die Öffnung, die der Mensch erfährt.  Und dann erfolgt das was du so beschreibst

Zitat
"Erst wenn wir wieder das werden, was wir einmal waren, wenn wir uns an unsere Menschlichkeit erinnern (!), dann ..."
[/color]

Du, das müßte von Fynn gewesen sein :-)

Doch das reicht nicht allein, denn das wesentliche was hinzukommt ist, was den wahren Hunger und Durst stillen kann, und das was ein anderer Mensch einem nie geben kann, das ist die Verbindung zu Gott, die Verbindung zur Spiritualität nt13

Meine Spiritualität oder einfach das warme lebendige Gefühl in mir habe ich damals eigentlich überraschend schnell wieder gefunden. UND es hat geholfen, sie bei jemand anderem zu spüren, dessen Wurzeln so alt zu sein schienen, wie ich mich manchmal fühle. Lach - hört sich wild an. Und fühlt sich manchmal auch so an - und das ist gut so ...

Liebe Grüße
Stefanie - Silver Wings Woman


Silver Wings - denn zum Fliegen brauche ich 2 Flügel ...
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Bad Herrenalb vom 09. März bis 27. April 2005

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #28 am: Januar 27, 2011, 21:47:52 Nachmittag »
Hi Mat,

Wenn ich zu meinem Freund komme (ein irakischer Kurde), der Besuch daheim hat (oft zahlreich), setze ich mich immer räumlich abgegrenzt dazu. Auf einem Stuhl, in einem Sessel, aber nicht auf die Couch, wo schon einer oder zwei sitzen. Ich fühle mich ganz einfach unwohl dabei; ich habe das Gefühl, meine „Schutzzone“ wird überschritten.
Als ich im Dezember zum Weihnachtsmarkt nach Aachen gefahren bin, hat mich die Zugfahrt erheblich gestört. Früher gab es Waggons mit einem geschlossenen Abteil für üblicherweise 6 Personen; heute haben sie zumindest für den Regionalverkehr sogenannte Großraumwaggons.
Ihh bääähh…..

Also was erzwungene Nähe angeht, kann ich aktuelle Gefühle beisteuern:
Ich fahre ja erst wieder seit Mitte Dezember mit dem Zug - und fand es besonders anfangs oft unangenehm ...
Und ich mußte oft an die Zeit nach Herrenalb denken, wo mir diese "Zwangsnähe" auch spannende Kontakte
geschenkt hat: oft nur ein paar Sätze, die mir aber auf meinem Weg weiter halfen.

Es wurde erst besser, als ich mich innerlich wieder mehr öffnete: da saßen dann auf einmal Menschen neben mir, die kein Problem für mich waren, die ich ertragen konnte - gut ertragen.

Lach - und trotzdem wünsche ich mir manchmal etwas mehr Platz. Und manchmal etwas mehr Nähe.
Denn es ist doch total verrückt: da sitzt ein MENSCH neben dir und doch ... Oder eben auch gerade deshalb.
Denn an der Tatsache, daß Menschen mich nicht automatisch "fressen" wollen, muß ich immer mal wieder arbeiten.


Wenn ich zu mir selbst schon keine Beziehung habe, wie sollen denn andere eine zu mir haben können?

Hm, ein spannender Gedanke ... Bin mir aber nicht sicher, ob ich wirklich die ganzen Jahre damals, wo ich - wenn auch sehr sorgsam gefiltert - einige wenige Menschen an mich rangelassen habe, immer in Beziehung zu mir war. Anders auf jeden Fall zum Teil. Ich glaube, immer dann, wenn ich ein winziges Stück das Tor zu mir geöffnet habe, dann konnten Menschen MICH dahinter sehen und spüren. Da war Verbindung möglich - und es war keine 08/15 Sache - es war "hach" einfach schön. Wenn auch oft verbunden mit einem Stück Dschungel-Feeling - was mir geholfen hat, mich lebendig zu fühlen. Trotz alledem ...

Liebe Grüße
Stefanie - Silver Wings Woman
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Bad Herrenalb vom 09. März bis 27. April 2005

Offline Silver Wings

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Re: Free Hugs - Kostenlose Umarmungen
« Antwort #29 am: Januar 27, 2011, 22:05:58 Nachmittag »
Hi Mat,

Und ich frage mich manchmal: aus welchem Grund geht man eigentlich Beziehungen ein?

Beziehungen gibt es für mich auf ganz verschiedenen Ebenen (so'n büschen wie Etagen eines Hauses):

es gibt eine zu meiner höheren Macht (und ich schreibe mit Absicht nicht Gott, weil mit dem, was mal draus gemacht wurde, habe ich nichts am Hut)

dann welche zu den Geistern, Ahnen und ähnliches

einige zu Kollegen (sehr unterschiedlich von der Art - sowohl die Kollegen wie auch die Beziehungen)

nicht zu vergessen zu nicht nur menschlichen Freunden (dazu gehört - wenn alles gut ist - auch der Partner. Vielleicht das wichtigste für mich: wenn jemand kein Freund ist, wie dann mehr)

Tja - und dann gibt es eine ganz besondere Spezies: die Wesen, die nicht nur die gleichen Bücher und Filme zum Beispiel lieben, bei der gleichen Musik abheben, die gleichen Farben mögen ...
sondern auf der Suche sind UND vielleicht einen Teil von dem mit mir teilen, was sie schon gefunden haben.

Weil ich sie brauche auf meinem Weg und mit jemandem teilen möchte - all das und noch viel mehr ...

Liebe Grüße
Stefanie - Silver Wings Woman





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