Autor Thema: Sich selbst treu sein  (Gelesen 18387 mal)

Luna

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Sich selbst treu sein
« am: Oktober 30, 2012, 12:03:03 Nachmittag »
 

Auszug aus Vivienne's Spruch des Tages vom 26.10.2012  (http://www.unser-buntes-forum.de/index.php/topic,134.750.html#msg30703) :

"Ich möchte wissen,
ob du jemanden enttäuschen kannst,
um dir selber treu zu sein.
Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst
und nicht deine eigene Seele verrätst."

http://www.journeypraxis.com/info/inspirierendes/oriah-mountain-dreamer/

Das springt mich total an.
Oft habe ich mit Entscheidungen zu tun, die scheinbar für mich und gegen jemand anderen sind.

Früher fand ich solche Entscheidungen nicht so schwer.
Früher habe ich leichter für mich entschieden.
Doch seit ich die Gespräche mit Gott Bücher gelesen habe und die Fragestellung "Wie würde die Liebe jetzt handeln?" kenne, fällt mir das sehr schwer.
Ich weiß ehrlich gesagt oft nicht, wie die Liebe handeln würde.
Die Liebe schließt ja alle Beteiligten mit ein.
Wann verrät man seine eigene Seele?
Welche Pläne hat die Seele?
Ist die Seele glücklich, wenn sie sich für etwas entscheidet, wodurch jemand anderes leidet/ sich verletzt fühlt?

Wann ist man sich selbst untreu? Wie erkenne ich das?
Geht man über Leichen, um sich selbst treu zu bleiben?

Wie geht Ihr mit dem Problem um?

Habt alle einen schönen Tag! 
                                             

Offline Fynn

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #1 am: Oktober 30, 2012, 12:43:59 Nachmittag »
 jhgxx Luna, ja, das ist ein schönes Thema !

"Ich möchte wissen,
ob du jemanden enttäuschen kannst,
um dir selber treu zu sein.
und ich frage mich, ob es denn wirklich überhaupt nötig ist, jemanden entäuschen zu müssen, um mir selbst treu zu sein. Hast Du zufällig ein Beispiel ? Ich verletze andere Menschen nicht gerne wenn auch nur irgendwie möglich, versuche wirklich es möglichst zu vermeiden. Aber andere müssen auch für sich sorgen, genau wie ich. Und leider bin ich oftmals gar nicht sooo gut darin. "Wie würde die Liebe jetzt handeln ?", das betrifft ja nicht ausschließlich den anderen, sondern meiner Meinung nach in weiten Teilen auch einen selbst. Oft ist es doch so, das es einem leichter fällt liebevoller mit anderen umzugehen als mit sich selbst. Oder ? Zumindest entspricht das so meiner Erfahrung.
Die Liebe schließt ja alle Beteiligten mit ein.
Wann verrät man seine eigene Seele?
Welche Pläne hat die Seele?
Ja, die Liebe schließt m.M. nach alle Beteiligten mit ein und d.h. ja, Dich natürlich auch. Wenn Du nun darauf verzichtest sie Dir geben zu lassen, zu holen oder auch selbst zu geben, dann, denke ich, verrätst Du damit Deine Seele. Und ich meine damit jetzt nicht automatisch Sexualität, das ist eine andere Sache, Liebe hat meiner Ansicht nach viele Facetten.

 zwerg-gewitter g025
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Luna

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #2 am: Oktober 30, 2012, 14:50:24 Nachmittag »
 eo

Wow, Fynn, das war schnell! Danke für Deine Antwort.

  und ich frage mich, ob es denn wirklich überhaupt nötig ist, jemanden entäuschen zu müssen, um mir selbst treu zu sein. Hast Du zufällig ein Beispiel ?

Schon Monate her, aber fällt mir hierzu ein:
Jemand, den ich flüchtig kenne und der mir aus verschiedenen Gründen total unangenehm ist, so wie ich es selten in meinem Leben hatte.
Als ich ihn Anfang des Jahres nochmal sah wollte er mich umarmen zum Abschied, und ich wusste er braucht eine Umarmung, egal von wem: zum Aufgefangenwerden, als "Geste menschlichen Miteinanders", als kleinen Rettungsanker, so wie man jemandem von Herzen alles Gute wünscht. Aber ich war dazu nicht fähig und nicht willig. Es hat sich in mir so gesträubt, zu diesem Menschen so eine Nähe herzustellen, dass ich ihm sagte ich wolle das nicht.

Wenn ich mich auf GmG berufe und voraussetze, dass wir alle Eins sind, dann habe ich im Grunde "mir selbst" etwas verweigert, was ich dringend gebraucht hätte: eine einfache Umarmung, eine Geste.
Ich habe mich immer wieder gefragt, ob nicht die Liebe großmütig genug ist, über ihren Schatten zu springen und eine liebevolle Geste zustande zu bringen?

In mir als Mensch sträubt sich alles dagegen, und die Liebe zu mir sagt "Tu nichts, was du nicht von Herzen willst". Aber ich bin mir sicher, die Liebe selbst hätte ihn ohne Zögern umarmt.
Wem bin ich also hier untreu geworden?
Welche Liebe ist hier die "richtige"?
Früher wäre mir die ganze Sache völlig klar gewesen, ich hätte nur auf meine menschlichen Gefühle geachtet und  viel weniger Gewissensbisse gehabt.

Es gibt noch andere Beispiele, die noch weitreichender sind, die z.B. auch Verwandtschaft betreffen. Zu persönlich und kompliziert, um hier zu schreiben.
Aber immer wieder die Frage: was rechtfertigt eine Handlung oder Worte, die für jemand anderen zum (offenbar) Nachteil sind?

Hier  auch, deshalb werde ich jetzt einen Kuchen backen. Gutes Argument, nicht?

 wink

« Letzte Änderung: Oktober 31, 2012, 15:24:41 Nachmittag von Luna »

chrissi21366

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #3 am: Oktober 30, 2012, 17:52:16 Nachmittag »
so ganz spontan fällt mir das buch ein, das la norita empfohlen hat, die meisterschülerin von daniela jodorf. in dem geht es um eine inderin, die den mann ihrer schwester liebt und er sie ebenfalls, aber er ist nun mal mit ihrer schwester verheiratet... wann tun die beiden dieser schwester mehr weh? wenn sie ihr sagen, was fakt ist oder wenn sie es lassen und ewig ineinander verliebt sind und die schwester es weiss? tun sie nicht eher allen dreien weh, weil sie der schwester nicht die möglichkeit geben, sich von dieser liebe zu verabschieden? manchmal denken wir, wir tun dinge, weil wir den anderen nicht weh tun wollen, aber leiden sie nicht mehr und wir noch dazu, wenn wir nicht zu dem stehen, was wir wollen? wie ist das, wenn einer jemand liebt, aber diejenigen nicht ihm... tut sie ihm wirklich einen gefallen, wenn sie ihm nicht weh tun will? ende ohne schrecken oder schrecken ohne ende???

Offline Vivienne

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #4 am: Oktober 30, 2012, 18:08:30 Nachmittag »


Auszug aus Vivienne's Spruch des Tages vom 26.10.2012  (http://www.unser-buntes-forum.de/index.php/topic,134.750.html#msg30703) :

"Ich möchte wissen,
ob du jemanden enttäuschen kannst,
um dir selber treu zu sein.
Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst
und nicht deine eigene Seele verrätst."

http://www.journeypraxis.com/info/inspirierendes/oriah-mountain-dreamer/

Das springt mich total an.
Oft habe ich mit Entscheidungen zu tun, die scheinbar für mich und gegen jemand anderen sind.

Früher fand ich solche Entscheidungen nicht so schwer.
Früher habe ich leichter für mich entschieden.
Doch seit ich die Gespräche mit Gott Bücher gelesen habe und die Fragestellung "Wie würde die Liebe jetzt handeln?" kenne, fällt mir das sehr schwer.
Ich weiß ehrlich gesagt oft nicht, wie die Liebe handeln würde.
Die Liebe schließt ja alle Beteiligten mit ein.
Wann verrät man seine eigene Seele?
Welche Pläne hat die Seele?
Ist die Seele glücklich, wenn sie sich für etwas entscheidet, wodurch jemand anderes leidet/ sich verletzt fühlt?

Wann ist man sich selbst untreu? Wie erkenne ich das?
Geht man über Leichen, um sich selbst treu zu bleiben?

Wie geht Ihr mit dem Problem um?

Habt alle einen schönen Tag! 
                                             



Liebe luna,

mit deinen Worten spricht du mir aus der Seele.
Ich finde es manchmal hammerhart, einem anderen weh tun zu müssen, um sich selber treu zu sein.
Das fühlt sich nicht immer gut an, wirklich nicht.
Vielmehr ist es irrsinnig schwer, deswegen sind ja auch viele Menschen co-abhängig, immer für den andern, nichts für sich selbst. Das macht krank, steht aber hoch im Kurs. Wir werden ja so erzogen, dass es so richtig sei....

Aber es geht ja auch nicht immer um die großen Dinge, manchmal reichen die kleinen, dass man sich entscheidet, dem anderen einfach ins Wort zu fallen, weil man seine ellenlangen Erklärungen bzw. Phrasen einfach nicht mehr hören will. Bei Behörden z. B. oder den endlosen Phrasen eines Vermieters.  Dann fühlt sich das gut an. Ich hab da schon mal gesagt, "Ihre Erklärungen will ich gar nicht hören" und einfach weiter geredet. Da fühl ich mich dann wie ein Sieger.   h u l
« Letzte Änderung: Oktober 30, 2012, 18:17:56 Nachmittag von Vivienne »
Ihr erschafft eure Realität mit jedem Gedanken, den ihr habt. Die Erde passt sich euren Gedanken an, ihr erschafft den Weg ...


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chrissi21366

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #5 am: Oktober 30, 2012, 18:58:06 Nachmittag »
arrrgh, ich habs  mal wieder getan. ich hab nicht mit dem herzen gehört, sondern mit dem verstand...  gif13

zitat: Jemand, den ich flüchtig kenne und der mir aus verschiedenen Gründen total unangenehm ist, so wie ich es selten in meinem Leben hatte.
Als ich ihn Anfang des Jahres nochmal sah wollte er mich umarmen zum Abschied, und ich wusste er braucht eine Umarmung, egal von wem: zum Aufgefangenwerden, als "Geste menschlichen Miteinanders", als kleinen Rettungsanker, so wie man jemandem von Herzen alles Gute wünscht. Aber ich war dazu nicht fähig und nicht willig. Es hat sich in mir so gesträubt, zu diesem Menschen so eine Nähe herzustellen, dass ich ihm sagte ich wolle das nicht.

Wenn ich mich auf GmG berufe und voraussetze, dass wir alle Eins sind, dann habe ich im Grunde "mir selbst" etwas verweigert, was ich dringend gebraucht hätte: eine einfache Umarmung, eine Geste.
Ich habe mich immer wieder gefragt, ob nicht die Liebe großmütig genug ist, über ihren Schatten zu springen und eine liebevolle Geste zustande zu bringen?

In mir als Mensch sträubt sich alles dagegen, und die Liebe zu mir sagt "Tu nichts, was du nicht von Herzen willst". Aber ich bin mir sicher, die Liebe selbst hätte ihn ohne Zögern umarmt.
Wem bin ich also hier untreu geworden?
Welche Liebe ist hier die "richtige"?
Früher wäre mir die ganze Sache völlig klar gewesen, ich hätte ohne Gewissensbisse nur auf meine menschlichen Gefühle geachtet und  viel weniger Gewissensbisse gehabt
zitat ende


also meinem empfinden nach hast du das richtige getan. hättest du ihn umarmt und deinem inneren gefühl entgegen gehandelt, hätte er das gespürt und das hätte ihm genauso wenig gut getan wie dir... über seinen schatten zu springen, um eine liebevolle geste zustande zu bringen, wäre alles andere als liebevoll gewesen... liebevoll wäre gewesen, dir selbst gegenüber freundlich zu sein und zu versuchen, zu verstehen, warum du ihm diese geste nicht geben konntest... dir verständnisvoll anzuschauen, was du an ihm nicht magst und warum..

so verrückt uns unser verhalten manchmal erscheinen mag, aber es hat immer gute gründe, die tief im inneren stecken und die wir nur erkennen, wenn wir positiv und vorurteilsfrei anschauen, was da ist...

Luna

  • Gast
Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #6 am: Oktober 30, 2012, 19:26:29 Nachmittag »
Hallo liebe Viv und liebe Chrissi!

Danke auch für Eure Gedanken!!
Ja, ich kann es vollkommen nachvollziehen, was Ihr beide schreibt.  a010

Auch Dein erster Beitrag, Chissi  wink, der sich auf das "Falsche" bezog - dennoch war das Beispiel auch gut, wenn auch nochmal viel verschärfter und schwieriger. Wie man sich in dem Fall der Inderin verhalten soll ist wohl echt eine harte Herausforderung.
Ja, es wäre auf gewisse Weise lieblos gewesen, über meinen Schatten zu springen um eine liebevolle Geste zu tun.
Aber auf andere Weise wäre es auch ein Ausdruck von Liebe gewesen.
Wenn ich ihn "in Wahrheit", "in Liebe" hätte sehen können hätte ich gewusst, dass er, dass jeder Mensch immer eine Umarmung verdient hat, oder?

Ich weiß nur, dass es mir auch weh tat, ihm weh zu tun. Und ich dachte "Wir sind verbunden, wir sind Eins, also hat sein Schmerz natürlich auch Auswirkungen auf mich, da ist es ja fast egal wem von uns ich weh tue" ...

Ich hänge mich halt sehr auf an der Anforderung "Wie würde die Liebe entscheiden?".
Das ist eigentlich ein Hilfreicher Leitspruch für mich, aber manchmal eben auch ... nicht eindeutig.

Echte Liebe schließt niemanden von der Umarmung aus - vermute ich.
Echte Liebe hat im Überfluss alles für alle - vermute ich.

Ich kann das als die, die ich jetzt bin, aber nicht so fühlen und leben.
Ich schließe z.B. aus, weiß aber, dass ein Teil von mir das nicht möchte. Und hänge damit im Dilemma. Oft.

Ja, Viv  eo, Co - Abhängigkeit sagt mir was. Das Thema wurde mal in einer Fortbildung angerissen, an der ich vor Jahren teilgenommen habe.
Ich konnte mich früher immer wunderbar abgrenzen und als Erstes meine eigenen Bedürfnisse erfüllen. Allerdings fällt mir das zunehmend schwer, seit ich mir den erwähnten Leitspruch gewählt habe. Und auch vor dem Hintergrund, dass wir alle miteinander verbunden sind.

Ich könnte fast sagen, dass ich das Leben in der Hinsicht komplizierter finde als zu der Zeit, wo ich die GmG noch nicht kannte.
Wie geht es Dir da?

Und Fynn?

Habt einen schönen Abend!
« Letzte Änderung: Dezember 28, 2012, 09:34:19 Vormittag von Luna »

Waltzing Mathilda

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #7 am: Oktober 30, 2012, 20:12:23 Nachmittag »
Ich möchte zunächst einmal von Oriah Mountain Dreamer ausgehen, die schrieb:

ob du jemanden enttäuschen kannst,
um dir selber treu zu sein.


„Jemanden enttäuschen“ sollten wir vielleicht einmal definieren:
„ent-täuschen“ bedeutet, jemandem aufzuzeigen, daß er sich in uns getäuscht hat.
Wir zeigen ihm auf, daß er einem Trugbild erlegen ist.
Das ist doch nichts Schlechtes, oder?

Ist die Seele glücklich, wenn sie sich für etwas entscheidet, wodurch jemand anderes leidet/ sich verletzt fühlt?

Einerseits: würde die Seele sich für etwas entscheiden, wodurch der andere sich verletzt fühlt?
Die Seele will dem anderen sicherlich keinen Schaden zufügen.

Andererseits: ist es denn nicht denkbar, daß wir uns in einer Weise entscheiden müssen, die es uns ermöglicht, uns selbst treu zu bleiben und die den anderen zwar verletzt – aber auch dazu beiträgt, daß er Heilung erfährt?

Ein Beispiel vielleicht:
Bei uns im Altenheim sind wir mit 3 Leuten in der Haustechnik.
Ein weiterer Kollege unterliegt unserer Abteilung; er macht den Fahrdienst, arbeitet auf €400-Basis.
Und mit diesem Kollegen haben wir Probleme.
Er ist aufgrund einer Erkrankung (ich glaube, Muskelatrophie, also Muskelschwund) Frührentner und verdient sich also etwas dazu. Er ist geschieden, zahlt aber meines Wissens keinen Unterhalt an seine Ex-Frau. Kinder haben sie nicht.
Er lebt mit einer anderen Frau und deren beiden Kindern zusammen. Ich möchte einmal davon ausgehen, daß der leibliche Vater Unterhalt zahlt.
Diese Frau ist voll berufstätig.
Er bekommt 900 Euro Rente. Dazu die 400 Euro aus dem Fahrdienst.
Also netto 1300 Euro.
Sicherlich eine Summe, von der man leben kann.
Dennoch ist er ein Knauserer, Pfennigfuchser, Korinthenkacker und Erbsenzähler, daß einem übel wird.
Wir haben eine Senseo-Kaffeepad-Maschine, und täglich macht er sich einen Kaffee.
Oder auch zwei.
Nur: er hat noch nie Kaffee mitgebracht!
Nun ist der Kaffee fast aufgebraucht, und morgen soll er neuen holen.
Und wir drei sind gespannt, ob er nach Geld für den Kaffee fragt – oder ihn selbst bezahlt.
Wenn er ihn nicht bezahlen will – wird er keinen Kaffee mehr bekommen!
Sicherlich wird es ihn verletzen (das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!) – aber ich möchte mir selbst treu bleiben und nicht die Faust in der Tasche machen, wenn ich ihn Kaffee trinken sehe.

Verletzt es ihn?
Sicherlich.
Wird er leiden?
Ich denke, ja.
Wird es ihm schaden?
Nein. Wenn er wachsen will (sein Ego vielleicht nicht, aber seine Seele doch), wird es zu seinem Vorteil sein.

Bevor wir ihn als Fahrer bekamen, sind wir selbst gefahren, haben die Bewohner zu Ärzten etc. gefahren. Und immer wieder auch Trinkgeld bekommen, welches wir in die gemeinsame Kaffeekasse gegeben haben.
Er selbst hat noch nie (!) auch nur einen müden Cent in die Kaffeekasse gegeben.
Und es wird mir niemand weismachen können, daß er nichts bekommt.

In mir als Mensch sträubt sich alles dagegen, und die Liebe zu mir sagt "Tu nichts, was du nicht von Herzen willst". Aber ich bin mir sicher, die Liebe selbst hätte ihn ohne Zögern umarmt.
Wem bin ich also hier untreu geworden?
Welche Liebe ist hier die "richtige"?


Die Liebe selbst hätte ihn wohl ohne Zögern umarmt. Die Liebe selbst ist selbstlos. Sie vergibt sich nichts, verliert nichts dadurch.
Aber wenn Du diese Person umarmt hättest, obwohl sich alles in Dir dagegen gesträubt hätte – wäre es dann wirklich eine liebe-volle Umarmung gewesen?
Oder ein Akt der Höflichkeit?

Es gibt noch andere Beispiele, die noch weitreichender sind, die z.B. auch Verwandtschaft betreffen. Zu persönlich und kompliziert, um hier zu schreiben
Aber immer wieder die Frage: was rechtfertigt eine Handlung oder Worte, die für jemand anderen zum (offenbar) Nachteil sind?


Sind sie denn für den anderen –offenbar- zum Nachteil?
Vielleicht brauchen sie diese Handlung, diese Worte zu ihrem Wachstum?
Und worin offenbart es sich, daß es zu deren Nachteil ist?

deshalb werde ich jetzt einen Kuchen backen.
 wink
Laß mal n Stück rüberwachsen.
Ich hab auch noch Kaffee hier  a045

Luna

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #8 am: Oktober 30, 2012, 22:04:28 Nachmittag »
Andererseits: ist es denn nicht denkbar, daß wir uns in einer Weise entscheiden müssen, die es uns ermöglicht, uns selbst treu zu bleiben und die den anderen zwar verletzt – aber auch dazu beiträgt, daß er Heilung erfährt?

Danke!

Sind sie denn für den anderen –offenbar- zum Nachteil?
Vielleicht brauchen sie diese Handlung, diese Worte zu ihrem Wachstum?
Und worin offenbart es sich, daß es zu deren Nachteil ist?

Danke!

Und das ist mein Knackpunkt seit Jahren, das ist mir eben wieder bewusst geworden:
ich schaffe es schon, jemand anderem Schmerz zuzufügen um mir selbst treu zu bleiben, aber guten Gewissens nur dann wenn ich weiß, dass es zum Besten aller Beteiligten ist.
Weil mein Oberoberoberleitsatz im Leben leider lautet: mach diesmal alles richtig!
Diese Anforderung (woher auch immer sie kommt) in Kombination mit "Wie würde die Liebe handeln?" ist wohl der blockierendste Faktor in meinem Leben.

Mat, Du hast mich wieder dran erinnert, dass ich einfach nicht wissen kann, was für jemand anderen richtig und gut ist. Da muss ich mich einfach auf mein Gefühl verlassen - was für mich auch bedeutet, das zu erlernen; dem zu vertrauen, was ich fühle.

Es ist echt bescheuert, weil auch die GmG ganz klar sagen "Die Seele spricht zu dir durch dein Gefühl" - und trotzdem zweifle ich so an der Richtigkeit meiner Gefühle. ao50

Laß mal n Stück rüberwachsen.
Ich hab auch noch Kaffee hier  a045

  ko70 Es ist fast nix mehr da!

Ich danke Euch allen für Euer Interesse und Eure Gedanken und Worte!  a010   d r  a010

p.s.: Und Viv, danke für den Spruch des Tages, der viel in Gang gebracht hat!

« Letzte Änderung: Oktober 30, 2012, 22:17:24 Nachmittag von Luna »

chrissi21366

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #9 am: Oktober 30, 2012, 22:39:32 Nachmittag »
warum setzt du dich so unter druck? warum nicht mal fehler in liebe betrachten? warum willst du die fehler anderer mit liebe sehen, aber deine nicht??? ist das nicht arg lieblos??? cvbcb

Offline Fynn

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #10 am: Oktober 31, 2012, 07:11:20 Vormittag »
Wenn ich mich auf GmG berufe und voraussetze, dass wir alle Eins sind, dann habe ich im Grunde "mir selbst" etwas verweigert, was ich dringend gebraucht hätte: eine einfache Umarmung, eine Geste.
Ich habe mich immer wieder gefragt, ob nicht die Liebe großmütig genug ist, über ihren Schatten zu springen und eine liebevolle Geste zustande zu bringen?
Ich glaube nicht, das Du Dir damit etwas verweigert, sondern etwas geschenkt hast. Ich kann auch nicht losziehen und alle Menschen dieser Welt umarmen, auch wenn das vllt eine schöne Vorstellung ist. Ich denke ich darf jemand um etwas bitten, aber der andere darf auch "nein" sagen". Genau wie umgekehrt auch ich. Das ist, so wie ich das sehe, das Spiel. Und eigentlich ein sehr faires, wenn man die Regeln einhält. Denn wenn mich jetzt z.B. jemand um eine Umarmung bittet die ich nicht wirklich will, dann sollte es möglich sein zu sagen :"Nein, das möchte ich nicht", - auch ohne den anderen zu verletzen. Das wäre dem anderen - und vor allem sich selbst gegenüber - ehrlich. Und auch fair. Denn manch einer braucht vllt ja auch noch mehr als eine Umarmung....wie weit soll denn dann die Liebe gehen ?
Echte Liebe schließt niemanden von der Umarmung aus - vermute ich.
Echte Liebe hat im Überfluss alles für alle - vermute ich.
Finde ich auch.  Aber bleibt denn dann auch noch genügend Liebe für Dich selbst ? Denn das finde ich immer das Wichtigste. Ich kann nicht für andere sorgen, wenn ich es nichtmal für mich selbst kann.  a 025 Manchmal muss ich mich eben auch selbst in den Arm nehmen.
warum setzt du dich so unter druck? warum nicht mal fehler in liebe betrachten? warum willst du die fehler anderer mit liebe sehen, aber deine nicht??? ist das nicht arg lieblos??? cvbcb
  mmn
« Letzte Änderung: Oktober 31, 2012, 07:13:13 Vormittag von Fynn »
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Luna

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #11 am: Oktober 31, 2012, 11:33:03 Vormittag »
warum setzt du dich so unter druck?

Ich habe keine Ahnung.

ist das nicht arg lieblos??? cvbcb

Ich glaube ich weiß einfach noch nicht, was "liebevoll sein" in letzter Konsequenz bedeutet.

Denn wenn mich jetzt z.B. jemand um eine Umarmung bittet die ich nicht wirklich will, dann sollte es möglich sein zu sagen :"Nein, das möchte ich nicht", -

Und wenn es wirklich ans Eingemachte geht, um mehr als eine verweigerte Umarmung - wenn Du jemandem den größten Schmerz, den Du selbst kennst, zufügen sollst?
Der andere oder ich - wem mute ich das zu?
Wie würde die Liebe entscheiden?
Kann ich mir selbst treu sein und damit jemand anderem etwas zumuten, was ich selbst bitte nie wieder erleben möchte??? Ist das dann Treue gegenüber mir selbst?

Was ist Treue gegenüber mir selbst? Was will meine Seele? Ich weiß es einfach nicht.

Es ist egal, wie ich entscheide, denn beide werden diesen Schmerz haben, und das ist furchtbar.
Aber mir ist gestern Abend nochmal was klarer geworden.
Ich darf es nur nicht wieder vergessen  cvbcb.

Einen schönen Tag an Euch alle! 777

Offline Fynn

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #12 am: Oktober 31, 2012, 12:13:42 Nachmittag »
 a045
Ich glaube ich weiß einfach noch nicht, was "liebevoll sein" in letzter Konsequenz bedeutet.
ich glaube das das ganz vielen Leuten so geht und ich vermute das das auch ein Knackpunkt sein könnte. Ich denke man liebt doch immer den Partner, die Eltern, (normalerweise) Geschwister möglicherweise.  Aber "liebe" ich davon abgesehen tatsächlich auch andere Menschen außerhalb der Familie ? Kann ich mir schon vorstellen. Aber jeden umarmen und vllt auch noch küssen oder mehr (denn das wäre die nächste Konsequenz) würde ich sicher trotzdem nicht. Muß ich auch nicht, denke ich. Erstmal möchte ich, das ich mich für die Liebe zu mir selbst entscheide.

Was meinst Du mit "ans Eingemachte" ? Weißt Du, ich bin körperlich nicht so 100% fit, brauche ziemlich regelmäßigen Schlaf. Ich muß nicht um 8 ins Bett, aber ich brauche regelmäßige Zeiten, nicht heute bis 22.00 Uhr und morgen bis 3.00 Uhr früh. Das haut bei mir nicht hin, da kipp ich aus den Latschen...klar, manchmal würd ich auch gern noch länger, hat aber keinen Zweck. Da achte ich auch drauf. Und ich nehm auch Tabletten, leider auch nicht wenige, obwohl ich total dagegen bin. Aber ich finde es hat auch was mit der Liebe zu mir selbst zu tun. Den meisten andern wird's egal sein, ob ich das mache oder nicht, aber mir kann's leider nicht egal sein.

Was würde denn Deine Seele nicht wollen ? Weißt Du das ? Jemand verletzen, stimmt's ? Kennst Du die Geschichte mit dem alten Ehepaar, die morgens immer ein Brötchen gefrühstückt haben ? Wo er ihr aus Rücksicht (Liebe ? ) immer die obere Hälfte gelassen hat, bis sich, als sie schon im Sterben lag, rausgestellt hat, sie eigentlich immer viel lieber die untere Hälfte genommen hätte...? Sie haben wohl nur nie drüber gesprochen, sonst jeder gleich die passende Hälfte gehabt.. ao50

Wünsch Dir einen schönen Tag !  snowgirl
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Luna

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Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #13 am: Oktober 31, 2012, 12:41:37 Nachmittag »
Danke für Deine Antwort, Fynn.  a010

Was meinst Du mit "ans Eingemachte" ?
Was würde denn Deine Seele nicht wollen ?

So, wie ich's geschrieben habe:
stell Dir eine Situation vor, die Du nie wieder erleben möchtest, weil sie für Dich so schlimm war. 
Möchtest Du dann jemand anderen, von dem Du weißt, dass er es als genau so schlimm empfinden wird, in genau so eine Situation bringen?
Kann meine Seele so etwas wollen? Kann die Liebe so etwas wollen?
Bleibe ich mir "treu", indem ich so eine Entscheidung treffe?

Ich weiß dafür keine Lösung.

Luna

  • Gast
Re: Sich selbst treu sein
« Antwort #14 am: Oktober 31, 2012, 13:00:33 Nachmittag »
Anders ausgedrückt:

dieser an sich tolle Satz "behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest" - lässt sich ja auch umkehren: behandle niemanden so, wie du nicht behandelt werden möchtest.

Ist der Mensch fähig, jemand anderem etwas anzutun, was er selbst nicht erleben möchte?