Autor Thema: Träume - die Sprache der Seele  (Gelesen 7026 mal)

Offline Vivienne

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Träume - die Sprache der Seele
« am: Oktober 11, 2009, 11:37:27 Vormittag »
Hier möchte ich mal von einem Traum berichten, den ich heute Nacht hatte. Er hat mich sehr beeindruckt und mir deutlich aufgezeigt, was mich so in den letzten Tagen und Wochen umtreibt, was ich so in letzter Zeit erlebt, verarbeitet und auch noch nicht verarbeitet oder gefühlt habe.
Außerdem finde ich es bemerkenswert, mit welch klaren Bildern das Unbewusste sich verständlich machen will.

Dies ist der Inhalt des Traumes:

Ich saß in einem Zug, der durch die Steppen Sibiriens rollte. Draußen herrschte tiefblaue Nacht mit glitzernden Sternen. Es war sehr hell, weil die ganze Gegend meterdick verschneit war. Auch die vereinzelten Bäume trugen dicke Schneemäntel bis zum Boden.
Als Frau saß ich gemütlich in diesem Zug, der hell, warm und freundlich durch die Nacht leuchtete. Ich war gut gekleidet, hatte es warm, war aber nicht die Vivienne, die ich kenne, war eigentlich eine mir unbekannte Frau.
 
Nun kommt es zu einem Szenenwechsel. Denn gleichzeitig befand ich mich nun als Mann draußen in der Landschaft in der Nähe der Gleise und sah den Zug aus der Ferne anrollen. Ich sah als dieser ungefähr vierzigjährige Mann recht wild aus, kämpferisch,  zottelige Haare, lumpig gekleidet, verfroren. Ich fühlte mich erschöpft und verzweifelt, war nicht länger bereit, weiter zu gehen und gegen die vorherrschende eisige Kälte anzukämpfen. Ich stellte mich neben so einen dick verschneiten Baum und beschloss, Selbstmord zu begehen, mich einfach erfrieren, einfrieren  zu lassen.

Szenenwechsel.  Wieder sitze ich in dem Zug und beobachte als Frau, wie dieser Mann da draußen langsam erkaltet und erstarrt. Das will ich nun aber nicht zulassen. Auch andere offenbar nicht, denn der Zug hält an, ein mir unbekannter Mann steigt aus und bittet den Erstarrten, mit in dem Zug weiter durch Sibirien zu fahren. Der halb erfrorene war sehr unwirsch, wehrte sich sogar, erlag aber dann doch den Ãœberredungskünsten des anderen und stieg nur außerordentlich widerwillig in den Zug ein. Er setzte sich auf den Platz neben mir und taute langsam auf. Ich erkannte zu meinem Schrecken und auch zu meiner Freude, dass dieser Mann ja mein Lebenspartner war, meine Liebe und war froh, dass er gerettet war. Ich bemerkte ebenso, dass sein Gesicht viel feiner und zarter aussah, als der erste Eindruck vermittelte. Er war immer noch am Schimpfen und sehr mürrisch, ich spürte aber klar, dass sich in ihm eine große Freude langsam Bahn brach über seine Rettung.
Der warme Zug rollte weiter durch die eisige, aber auch unglaublich schöne Schneelandschaft Richtung Osten.


Ende des Traumes.  
« Letzte Änderung: Oktober 11, 2009, 12:31:50 Nachmittag von Vivienne »
Ihr erschafft eure Realität mit jedem Gedanken, den ihr habt. Die Erde passt sich euren Gedanken an, ihr erschafft den Weg ...


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Offline Vivienne

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Re: Träume - die Sprache der Seele
« Antwort #1 am: Oktober 11, 2009, 11:40:12 Vormittag »
Deutung des Traumes:

Die dunkle Nacht und die tief verschneite Schneelandschaft sind meine innere Seelenlandschaft, mein derzeitiges Schattenland. Eisig, lebensfeindlich, wenn auch von ganz und gar großartiger Schönheit.  Aber es stellt auch ein Symbol dar dafür, wie ich die Realität, die „Welt da draußen“ zurzeit empfinde, kalt und abweisend, mörderisch.
Der Lebenspartner, den ich da erkenne, ist mein Animus, meine männliche, tatkräftige Seite.  Mein Animus stellt die Seite dar, wie ich mich der Außenwelt stelle, genauer, meine Handlungsfähigkeit. Die leidet bis zur völligen Erkaltung an der eisigen Lebensfeindlichkeit da draußen.

http://www.traumentschluesselung.de/glossar-traumsymbole/anima-und-animus

http://de.wikipedia.org/wiki/Animus_und_Anima


Dagegen hat es meine Anima gemütlich, die mir eigentlich unbekannte Frau, die ich bin, soll mir zeigen, es geht nicht so sehr um mich persönlich, eher um das „Weibliche“ an sich in mir. Es ist gut gekleidet, hat gut für sich gesorgt, hat es warm und freundlich und kann diese erkaltete Handlungsfähigkeit durchaus zum „Zuge kommen lassen“, kann sie retten und erwärmen.

 
Nichts könnte besser passen zu meiner derzeitigen Realität. Ich habe zum Beispiel meine Geschichten an Verlage geschickt. Die werden mir wirklich mit eisigen Bemerkungen zurück gesendet, regelrecht um die Ohren gehauen. Ich finde, das haben meine Geschichten denn doch nicht verdient.
 Dann ist da eine Sache mit meiner Schwester, die mich erkalten lässt, ohne näher drauf eingehen zu wollen. Auch von da nur eisiges Schweigen.  Und auch diese Umweltskandale, dieses Grauen, was Menschen anrichten, zum Beispiel dieses Delphintöten, belastet mich sehr. Ich habe es genannt ein Formtief. Meine neue Geschichte geht nur schleppend voran, weil ich mich ideenlos fühle.
 
Dieser Traum zeigt mir das alles sehr klar auf. Weiter mit der Deutung: Auf meinem weiteren Weg nach Osten, in das Land der großen Religionen, der großen Glaubensfragen, der inneren Werte, der spirituellen Welt fühle ich große Kälte, mag nicht mehr handeln oder mich einbringen. Die westlichen Länder, vor allem Amerika stellen ja nicht nur in der Traumdeutung eher den Bereich der Veräußerlichung dar, auf Leistung und Besitz liegen Schwerpunkte.  
Was ich sehr schön an diesem Traum finde:  Meine weibliche Seite ist auf ihrem Weg nach Osten ganz offensichtlich in großer Geborgenheit, sie hat es gemütlich. Sie tröstet und handelt, sie weigert sich, der Kälte das letztendliche Schlusswort zu überlassen.
Und sie muss es nicht alleine tun. Der Zug hält ja ohne ihr Handeln und ein anderer „rettender Engel“ greift ein. Es gibt in meiner Seele also Helfer, die eingreifen, wenn „Not am Mann“ ist.
Das finde ich sehr tröstend und ermutigend, dieses Bild, dass mir mein Traum da zeigt.


Der Zug ist das Symbol für „das kollektive Unbewusste“, das heißt alle gesammelten Erfahrungen, Vererbte Glaubensmuster, allgemeines Gedankengut,  Phrasen und Informationen, egal ob hilfreich oder nicht. Das, was dich irgendwo hinzieht, ohne dass du selbst groß Einfluss nehmen kannst. Wenn ich mir Bewusstsein erworben habe, kann ich  immerhin den Zielbahnhof bestimmen. Auch Busse und Straßenbahnen stellen Symbole für das kollektive Unbewusste dar.
  
http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Unbewusstes

In meinem Traum ist es immerhin ein warmer, freundlicher, gut ausgerüsteter Ort. Er lädt zur Mitfahrt ein und rettet die erkaltete Handlungsfähigkeit.

Meine Anima tröstet mich und lädt mich zur Weiterfahrt durch die dunkle eisige Landschaft ein zu den inneren, östlichen Ländern. Meine Handlungsfähigkeit ist an der äußern Kälte entmutigt, verwildert, geschwächt. Sie hat keine Lust mehr. Am Ende ist meine Fähigkeit, in dieser Welt zu agieren, aber doch wieder am Auftauen, die Tatkraft darf doch wieder zum Zuge kommen,  Sie darf es sich gemütlich machen, sich erholen und wird ganz von allein weiter nach Osten gefahren…durch die eisige, dunkle Lebensfahrt hindurch, bis es wieder wärmer wird und die Landschaft sich wieder ändert. Der Traum sagt mir: „Gib nicht auf, irgendwann ist das Ende dieser kalten Lebensfahrt erreicht. Genieße einfach von innen diese großartige Schönheit der nächtlichen Schneelandschaft.


Wenn jemand noch Ideen hat hierzu und mir Rückmeldungen geben will, freue ich mich drüber…
« Letzte Änderung: Oktober 11, 2009, 12:36:18 Nachmittag von Vivienne »
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Haibara

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Re: Träume - die Sprache der Seele
« Antwort #2 am: Oktober 11, 2009, 14:35:12 Nachmittag »
Liebe Vivienne,
das ist ja ein sehr intensiver Traum. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich ihn anders sehen sollte. Du hast ihn dir sehr gut selbst gedeutet.

Mein erster Eindruck war gewesen:
Oh, die arme Viv!Ihre Seele kämpft um den Sinn des Lebens und den Mut und die Kraft, durchzuhalten.

Selbst wenn man das Gefühl hat, es gehe einem doch eigentlich gut, gibt es doch Dinge, die einem ganz gern den Lebensmut nehmen wollen. Dieser Kampf im Innern ist manchmal ganz schön heftig, denn äußere Lebensumstände und die lieben Mitmenschen können da als (oft negativer) Katalysator wirken.
Mir geht es zur Zeit ähnlich: mein mühsam aufgebautes Selbstbewusstsein ist mal wieder am Wanken.
Aber: hat nicht jeder Mensch das Recht, zu leben und nicht nur zu existieren?
Ich glaube, das zeigt uns deine Zugfahrt im warmen, geborgenen und sicheren Zug.

Danke, für deine Offenheit über deinen Traum und deine Gedanken und Gefühle.

Offline Vivienne

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Re: Träume - die Sprache der Seele
« Antwort #3 am: Oktober 11, 2009, 15:51:50 Nachmittag »
Schön, was du geschrieben hast, ja, das denke ich auch, das mit dem Fahren in dem warmen Zug... a010
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