Autor Thema: Und nochmal Schlawine in:  (Gelesen 6575 mal)

Offline Vivienne

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Und nochmal Schlawine in:
« am: September 22, 2009, 18:35:20 Nachmittag »
         Die Maikäfer-Revolution oder Adel verpflichtet!

Schlawine und Kurti sollen den Mord an dem jungen königlichen
Adjutanten aufklären. Frederike von Waldmaus schleust die beiden als verdeckte Ermittler ins Schloss ein.



Fröhliches  Vogelgezwitscher tönt durch den kleinen verwilderten Garten am Rande des Wäldchens.  Sanfter Glockenklang läutet einen herrlichen Sonnentag ein. Weiße Schäfchenwolken ziehen über den azurblauen Himmel. Es ist Anfang Mai an einem späten Vormittag.  Der Flieder blüht, das Apfelbäumchen prangt in strahlender rosafarbener Blütenpracht. Tulpen und Narzissen setzen glühende Farbtupfer in die vernachlässigten Beete.

„Nie ist der Garten so schön, wie im Frühjahr!“ freut sich Kurti Würmchen, der beredte Regenwurm, der von einem ausgezeichneten Frühstück bei Schlawine Schlafmütz zurückkehrt. Gustl  Grünfink, dem Gartenpolizist genießt gerade ein erfrischendes Morgenbad  in der Vogeltränke und grüßt gutgelaunt zurück.
Sie unterhalten sich freundschaftlich über die letzten Neuigkeiten, während Gustl seinen Rock überwirft und die Kappe aufsetzt.
Der Sperber Septimus ist gesichtet worden. Man ist auf der Hut, denn der Raubvogel ist kein gern gesehener Gast. Bei den jungen Blaumeisen ist Nachwuchs angekommen, ebenso, wie bei vielen anderen Gartenbewohnern.   

In diesem Augenblick tönt ein markerschütternder Schrei durch den Garten, der die friedlichen Bewohner erschrocken zusammenfahren lässt.
„Ahhhh! Friedemann! Friedemann! Wo  steckst du nur wieder! Gustl Grünfink muss die Kartoffelarmee alarmieren!“

Es ist Fredericke von Waldmaus, die außer sich aus ihrem weitläufigen Schloss stürmt und Gustl bei seinen Rockaufschlägen packt.  „Lassen Sie meinen Mann suchen!“ fährt sie ihn an.
Gustl schickt erschrocken einen Grünfinken los. Widerwillig befreit er sich aus den Fängen der aufgeregten Aristokratin und fragt: „Was ist denn nur geschehen? So beruhigen Sie sich doch! Ist das Schloss ein weiteres Mal ausgeraubt worden?“
Denn erst im vergangenen Herbst hat die Familie von Waldmaus zu Hohenfels um ihre wertvollen Besitztümer bangen müssen. 

Unfähig, einen vernünftigen Satz zu formulieren, stammelt Frederike: „Das Königspaar – verreist!  Sie  gehen - auf Hochzeitsreise!“
Gustl glotzt sie unbeeindruckt an. Frederike hat den langen Winter über die Gartenbewohner mit der Liebesgeschichte des künftigen Königs unterhalten. Nun hat das junge Brautpaar nach langem Hin und Her endlich heiraten dürfen, den alten König hat es sogar krank auf sein Bettlager geworfen, denn die junge Braut ist eine Maus aus dem Volke, ein nahezu unhaltbarer Umstand. Der alte König dankte ab, der junge ist erst seit einigen Wochen im Amt. Jeder weiß es, keiner ist mehr aufgeregt über diese Geschichte. Warum also ist Frau von Waldmaus so außer sich?

„Na, und?“ brummt  Gustl und zuckt mit den Schultern.
„Ach, Sie verstehen mich nicht!“ Frau von Waldmaus zittert vor Zorn. „Hier steht es, in diesem Brief!“ Und sie hält Gustl einen zerknitterten Wisch unter die Nase. Mehrmals pocht sie auf das Schriftstück.
„Sie machen eine Rundreise durch ihr gesamtes Königreich! Und sie wollen auf Schloss Hohenfels übernachten! Sie werden für zwei  Tage bei mir wohnen. In wenigen Tagen kommen sie hier an!“

Nun wird es spannend. Die Gartenbewohner, die längst näher gekommen sind, schreien: „Hurra, der König kommt!“
Selbst Gustl ist beeindruckt. Er drängt: „Aber wieso ihr Entsetzen? Was ist denn so schlimm daran?“
„Das fragen Sie noch!“ schnaubt Frederike und misst ihn mit einem eisigen Blick.  „Ja, ich frage Sie!“ Gustl wird ungeduldig.

„Liebe Güte! Sehen Sie sich doch einmal hier um!“ empört sich die aufgebrachte Frederike. „Wie der Garten aussieht! In diesem schaurigen, verkommenden  Nest  können wir doch das vornehme Brautpaar  nicht empfangen. Sie müssen dem König absagen! Schreiben sie ihm eine Depesche, ich sei verstorben und Schloss Hohenfels stünde leer! Sonst gibt es einen entsetzlichen Skandal und eine fürchterliche Blamage!“
Frau von Waldmaus fächert sich Kühlung zu.

Sie ist nicht die einzige, die aus dem Häuschen ist. Die Gartenbewohner sind es allerdings aus einem ganz anderen Grund als Frederike. Sie freuen sich von Herzen auf den hohen Besuch.

Gustl hat endlich begriffen. Er wird offiziell. „Aber Frau von Waldmaus! Bitte regen Sie sich doch nicht auf. Meine gesamte Kartoffelarmee steht Ihnen zur Verfügung, ebenso die Finkenstaffel und das Sonderkommando der Staren.  Wir räumen auf,  so gut es geht. Glauben Sie mir, es wird ein wundervolles Ereignis!“
Und er lächelt wie der Sonnentag. Frederike bleibt der Mund offen stehen.
Zum Glück kommt nun Herr von Waldmaus zu Hohenfels dazu. Er weiß schon alles. „Bitte, meine Liebe, rege dich nicht auf!“ versucht er sie zu beruhigen.  „Wir wollten doch schon immer renovieren“, will er die Angelegenheit von der amüsanten Seite  nehmen. „Nun ist doch die beste Gelegenheit. Wann kommen sie denn?“ „In drei Tagen!“ antwortet Frederike tonlos. „So? Nun, ja! Da werden wir uns sputen müssen“,  lächelt ihr Gemahl und reibt sich die Hände.
Frederike legt los: „Sieh dir den Rasen an, die Brennnesseln! Sieh dir dieses Gartenhaus an!“ Frederike bricht in Tränen aus. Tatsächlich hat die Amsel Amelie ihr Nest auf einen Balken unter dem Dachvorsprung gebaut. Der Dreck, den sie und ihre vier Jungen hinterlassen, ziert sowohl die Vorderseite des Häuschens, als auch die Steinplatten darunter wenig schön. Frederike schließt die Augen. „Amelie muss umziehen!“  bestimmt sie. „Ich denke nicht dran“, erwidert die Amsel ungerührt.
Gustl tröstet:  „Wir werden die Landesfahne drüber hängen und den roten Teppich ausrollen. Glauben Sie mir, es wird wundervoll!“

Frederike fängt wenigstens an, zuzuhören. „Glauben Sie, dass wir es schaffen?“  „Sie werden sehen, noch in dieser Stunde beginnen wir,  zusammen  mit den Kartoffeln, den Garten herzurichten.“
Und allen Bewohnern ruft er nun laut zu: „Jeder säubert seinen Bau  und schmückt ihn so gut es irgend geht! Der König kommt!“



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