Autor Thema: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid  (Gelesen 7022 mal)

Waltzing Mathilda

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Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« am: August 27, 2009, 20:06:03 Nachmittag »
Sicher kennt Ihr dieses Bild: ein Doppel-Kinderwagen, der von einem Elternteil oder – seltener- beiden Eltern über die Straße geschoben wird.
Sie erregen Aufmerksamkeit, sorgen für bewundernde Blicke und reichlich Zuspruch.

Manchmal frage ich mich, ob sich eigentlich einmal jemand die Frage gestellt hat, ob die Zwillinge selbst so glücklich sind über ihr Los.
Ein harmonisches Miteinander, ein „Ohne den anderen kann ich nicht sein“, wie es in Filmen wie „Die Zwillinge vom Immenhof“ oder anderen dargestellt wird, entspricht wohl eher dem Wunschdenken und weniger der Realität.

Zunächst einmal ist vom ersten Augenblick des Lebens einer da, der einem das Wichtigste wegnimmt, was ein neuer Mensch braucht: die ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit.
Niemals hat man diese nur für sich; der andere ist immer dabei.

Und man gleicht sich wie ein Ei dem anderen. Die Eltern selbst haben of Schwierigkeiten, ihren genetisch gleichen Nachwuchs auseinanderzuhalten.
Zu allem Ãœbel machen sie es selbst noch schwer:
Man bekommt die gleiche Kleidung, man bekommt den gleichen Haarschnitt. Lediglich ein anderer Name unterscheidet die beiden.
Aber was sind schon Namen…?

Es ist schlimm genug, dass man unentwegt verwechselt wird. Noch schlimmer ist, wenn manche sich einen Spaß daraus machen und wissentlich den einen mit dem Namen des Anderen ansprechen.
Selbstredend gibt es das gleiche Spielzeug; man geht – ebenso selbstverständlich- davon aus, dass Zwillinge die gleichen Interessen, die gleichen Hobbies haben. Umso mehr ist man erstaunt, dass es nicht so ist. Aber dann wird das noch ignoriert.

Glaubt Ihr, dass es dabei möglich ist, ein „eigenes Ich“ zu entwickeln?
Man wird nicht als eigenständiger Mensch mit eigenen Neigungen und eigenen Wesensarten gesehen.
Vom ersten Moment des Lebens an wird man mit dem anderen verglichen und an dem anderen gemessen.
Wer lernt zuerst laufen?
Wer lernt zuerst sprechen?
Wer ist in der Schule der Bessere? Wer ist in welchen Fächern besser?
Es ist ein ständiger Kampf um Liebe und Anerkennung.

Und wenn der andere etwas kann, was man selbst nicht kann?
„Was xy kann, das kannst du auch!“
Basta!
Ist es schlimm, etwas nicht zu können?
Für Zwillinge schon!
Und mit genügend Druck erreicht man es schließlich auch.
Aber macht es dann noch glücklich???

Selbst, wenn man irgendwann so weit ist, das Elternhaus verlassen zu haben:
Wo bleibt die eigene Identität?

Offline Vivienne

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #1 am: August 27, 2009, 20:36:53 Nachmittag »
Deine Ansichten finde ich richtig interessant. Du hast so recht, als Außenstehender sieht man es kaum unter diesem Gesichtspunkt.

Ich bin gespannt auf weitere Beiträge hierzu.
Ihr erschafft eure Realität mit jedem Gedanken, den ihr habt. Die Erde passt sich euren Gedanken an, ihr erschafft den Weg ...


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Offline Fynn

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #2 am: August 28, 2009, 16:58:37 Nachmittag »
Hallo Mat, eo5

ich hab' mir das bisher auch noch nie so vorgestellt. Ich hatte tatsächlich vermutlich ein bißchen das Bild der "Zwillinge vom Immenhof" vor Augen.

Nun, ich finde, das klingt alles etwas negativ. Findest Du denn nicht auch, das es Vorteile hat/haben kann, ein Zwilling zu sein ? Die vermisse ich, - wenn es sie denn gibt - in Deiner Aussage darüber. Deshalb möchte ich dazu einiges anmerken, fragen, oder auch aus meiner Sicht darstellen.
Zunächst einmal ist vom ersten Augenblick des Lebens einer da, der einem das Wichtigste wegnimmt, was ein neuer Mensch braucht: die ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit.
Niemals hat man diese nur für sich; der andere ist immer dabei.
m n *ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit*...ja, das ist natürlich wesentlich und vom ersten Moment des Lebens an *geradezu lebensnotwendig*. Jetzt frage ich mich allerdings, ob das jetzt eine reine Überlegung von Dir zum Thema Zwillinge war, oder ob Du Dir tatsächlich mehr Aufmerksamkeit, mehr Liebe gewünscht hättest.

Die Frage, ob Zwillinge selbst mit ihrem Zwillingsdasein glücklich sind, habe ich mir selbst tatsächlich nie gestellt. Ich selbst bin ein Einzelkind, und ich kann Dir versichern, auch das ist nicht immer schön. Ich würde mir schon einen Bruder oder eine Schwester wünschen. Ob es denn dann ein Zwilling wäre oder nicht, den Vor/Nachteil müßte ich dann sicher für mich selbst herausfinden.
Glaubt Ihr, dass es dabei möglich ist, ein „eigenes Ich“ zu entwickeln?
Man wird nicht als eigenständiger Mensch mit eigenen Neigungen und eigenen Wesensarten gesehen.
Vom ersten Moment des Lebens an wird man mit dem anderen verglichen und an dem anderen gemessen.
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Und wenn der andere etwas kann, was man selbst nicht kann?
„Was xy kann, das kannst du auch!“
Basta!
Ist es schlimm, etwas nicht zu können?
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Und mit genügend Druck erreicht man es schließlich auch.
Aber macht es dann noch glücklich???

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Na ja gut, ich sag Dir mal, wie ich das sehe..: wenn mich jemand ständig mit jemandem vergleicht, dann hab' im Grunde nicht wirklich ich, sondern dieser Mensch ein Problem. Denn er "braucht" diese Vergleiche offenbar, während sie Dich natürlich verletzen. Als Kind hast Du natürlich keine Chance, Dich da abzugrenzen vom anderen, aber als heranwachsender oder Erwachsener ist es sicher leicht, in die Opferrolle zu gehen. Was meinst Du ?

Lieben Gruß,

Fynn spe
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Waltzing Mathilda

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #3 am: August 30, 2009, 13:50:00 Nachmittag »
Nun, ich finde, das klingt alles etwas negativ. Findest Du denn nicht auch, das es Vorteile hat/haben kann, ein Zwilling zu sein ?
Ich kann mich leider an keinen Moment erinnern, wo es mir zum Vorteil wurde.
Sicherlich kann man, wenn man als Zwilling in die gleiche Schulklasse geht, die Hausaufgaben mit dem anderen teilen und jeder macht dann nur die Hälfte, um die andere Hälfte vom Geschwister abzuschreiben.
Aber das haben wir seltsamerweise nie gemacht.
Ansonsten fällt mir auch kein Vorteil ein…..

*ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit*...ja, das ist natürlich wesentlich und vom ersten Moment des Lebens an *geradezu lebensnotwendig*. Jetzt frage ich mich allerdings, ob das jetzt eine reine Überlegung von Dir zum Thema Zwillinge war, oder ob Du Dir tatsächlich mehr Aufmerksamkeit, mehr Liebe gewünscht hättest.
Es ist leider eine bittere Erfahrung. Zudem habe ich noch zwei Schwestern, 2 und 3 Jahre älter. Mit 4 Kindern waren meine Eltern, die damals weder finanziell gut dastanden noch ein Auto oder ähnliche Dinge hatten, die das Leben heute bequem machen, auch zu sehr mit Alltagsaufgaben eingespannt.
Für uns Kinder blieb da kaum Zeit.

Na ja gut, ich sag Dir mal, wie ich das sehe..: wenn mich jemand ständig mit jemandem vergleicht, dann hab' im Grunde nicht wirklich ich, sondern dieser Mensch ein Problem. Denn er "braucht" diese Vergleiche offenbar, während sie Dich natürlich verletzen. Als Kind hast Du natürlich keine Chance, Dich da abzugrenzen vom anderen, aber als heranwachsender oder Erwachsener ist es sicher leicht, in die Opferrolle zu gehen. Was meinst Du ?
Als Kind kannst Du Dich dagegen nicht wehren; Du kannst keine eigene Identität entwickeln.
Als Heranwachsender musst Du die Dinge, die ja dann für Dich  nie anders gewesen sind, erst einmal als „falsch“ erkennen.
Und als Erwachsener bin ich natürlich heute von meinem Bruder unabhängig.
Was geblieben sind, sind die Verletzungen. Und allen Unkenrufen zum Trotz lasse ich mir heute nicht mehr erzählen, diese könne man mithilfe einer Therapie verarbeiten.

Offline Fynn

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #4 am: August 30, 2009, 19:28:35 Nachmittag »

Ich kann mich leider an keinen Moment erinnern, wo es mir zum Vorteil wurde.
Sicherlich kann man, wenn man als Zwilling in die gleiche Schulklasse geht, die Hausaufgaben mit dem anderen teilen und jeder macht dann nur die Hälfte, um die andere Hälfte vom Geschwister abzuschreiben.
Aber das haben wir seltsamerweise nie gemacht.
Ansonsten fällt mir auch kein Vorteil ein…..
Das klingt alles ziemlich bitter, oder auch verbittert. Will Dir denn jemand erzählen, das da was mit Hilfe einer Therapie was *gelöst*, oder wie auch immer, werden könne ? Ich selbst habe ja, wie bereits gesagt, keine Geschwister. Aber dennoch hatte ich Zeit meines Lebens extreme Probleme, die ich ohne fremde, fachlich-therapeutische Hilfe nicht mehr in den Griff bekommen hätte. Ich würde sogar soweit gehen, das ich sagen könnte, das ich u.U. diesen Leuten mein Leben verdanke. Und das ist sicher nicht übertrieben.
Was geblieben sind, sind die Verletzungen. Und allen Unkenrufen zum Trotz lasse ich mir heute nicht mehr erzählen, diese könne man mithilfe einer Therapie verarbeiten.
Und was denkst Du heute, wie man sie am besten verarbeiten kann ? Konntest Du sie denn bisher gut verarbeiten ? Ich meine 4 Kinder, das ist schon was. Und natürlich ist es dann auch für Eltern immer schwerer, jedem die passende, genügende Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Würdest Du denn selbst überhaupt Kinder wollen, bzw. ich meine, würdest Du die Anzahl Deiner Kinder von Deinen Erfahrungen abhängig machen ?

Lieben Gruß,

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Waltzing Mathilda

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #5 am: August 30, 2009, 19:47:07 Nachmittag »
Das klingt alles ziemlich bitter, oder auch verbittert.
„Verbittert“ trifft es wohl eher…..

Will Dir denn jemand erzählen, das da was mit Hilfe einer Therapie was *gelöst*, oder wie auch immer, werden könne ?
Hinsichtlich meines Zwillingsdaseins nicht, denn das ist in der Therapie nur am Rande erwähnt, aber nie thematisiert worden.
Unverarbeitete Gefühle zu verarbeiten – das ist oder sollte (auch) Ziel einer Therapie sein.
Bei mir hat das nie funktioniert, und ich weiß auch nicht, wie das bei anderen funktionieren soll.
Weiß hier jemand mehr???

Und was denkst Du heute, wie man sie am besten verarbeiten kann ?
Tja, wenn ich das wüsste….

Konntest Du sie denn bisher gut verarbeiten ?
Definitiv: nein.

Ich meine 4 Kinder, das ist schon was. Und natürlich ist es dann auch für Eltern immer schwerer, jedem die passende, genügende Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken.
Das ist natürlich richtig, und ich habe meinen Eltern dahingehend auch nie Vorwürfe gemacht.

Würdest Du denn selbst überhaupt Kinder wollen, bzw. ich meine, würdest Du die Anzahl Deiner Kinder von Deinen Erfahrungen abhängig machen ?
Ich selbst möchte keine Kinder, weil ich mich mit der Welt – so, wie sie ist- nicht anfreunden kann. Dahingehend möchte ich sie auch nicht eventuellen Kindern zumuten.
Und ja: ich würde die Anzahl an Kindern davon abhängig machen, ob ich jedem das in ganzer Fülle geben kann, was es braucht.

Offline Fynn

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #6 am: August 30, 2009, 20:13:38 Nachmittag »
Unverarbeitete Gefühle, genau. Das sehe ich hier als Schlüsselwort. Wobei es doch eher zweitrangig scheint, das Du einen Zwillingsbruder und 2 Schwestern hast. Fakt scheint ja, das Du das Gefühl hast, zu wenig bekommen zu haben, an Liebe und Zuwendung. Aber sicher ist auch, das Deine Eltern Dir alles gegeben haben, was sie geben konnten. Und Du somit die für Dich total richtigen und absolut perfekten Eltern (und Geschwister) bekommen hast.(wie jeder Mensch) Dazu folgende kleine Geschichte...etwas metaphorisch, aber sicher nicht weniger richtig..

also : ich gehe davon aus, das jedes (!) Elternpaar seinem Kind, seinen Kindern (nur !) das Beste zukommen läßt, was möglich ist. Unabhängig von ein, oder 10 Kindern.. Davon ausgehend folgendes :


ich hatte ja ein ständiges Problem mit meinem Vater. Dann war ich '97 in der psychosomatischen Klinik in Bad Herrenalb und hab' dort dann folgendes gelernt und - man staune - sogar begriffen :

er hat mir alles gegeben, was er konnte. Was er selbst bekommen hat. Das mag viel gewesen sein, oder auch gar nichts, oder nur ganz wenig. Aber es war wie bei jedem von uns, er konnte nicht mehr geben, als er selbst bekommen hat.. und egal, was oder wieviel es war, es war doch ein Geschenk.. Wenn mir jemand 3 Äpfel schenkt, kann ich keine 4 weitergeben. Das kann einen natürlich traurig machen, weil ein anderes Kind vllt 4 Äpfel bekommen hat. Aber es ist nicht möglich, mehr zu geben, als man selber hat. Als ich das verstanden hab', konnte ich ihm verzeihen. Und mir auch, weil ich es verstanden hatte. Und es hat mich auch beinahe ein bißchen traurig gemacht, denn vllt ist er ja damals von seinen 3 Äpfeln auch nicht satt geworden. Er konnte nicht mehr geben, als er bekommen hat. Ich weiß nicht, ob es das ist, was man die "Erbsünde" nennt. Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt eine "Sünde" ist. Aber das es so ist, das hab' ich, glaube ich, verstanden.

Lieben Gruß,

Fynn a045
« Letzte Änderung: August 31, 2009, 07:20:47 Vormittag von Fynn »
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Haibara

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #7 am: August 30, 2009, 20:53:19 Nachmittag »
Das hast du sehr schön erklärt, Fynn. Und ich glaube schon, dass Eltern sich Mühe geben und aus ihrerSicht das Beste für ihre Kinder machen wollen . Jeder ist irgendwie in seiner Welt gefangen und hat so seine Sicht. Manche Eltern können auch keine Fehler an sich selbst sehen und sind sehr von sich überzeugt.

Sicher, Eltern meinen es aus ihrer Sicht gut, aber...

Ich bin kein Zwilling ,habe aber 4 Geschwister und fand das auch immer sehr schlimm und entmutigend, wenn einem ein Geschwisterkind als besser oder schlauer vor die Nase gestellt wurde. Muss man denn in der Schule Einsen haben oder später unbedingt studieren, um ein liebenswertes Kind zu sein?

Ich sehe das nämlich nicht so: jedes Kind ist liebenswert. Man kann doch ein Kind nicht irgend welchen Wertigkeiten unterwerfen und eine Hitliste aufstellen und das dem Kind noch sagen oder fühlen lassen: der eine ist halt das Feinere, bessere und das andere kann saubermachen oder so ähnlich.

(Aber wenn alle Arbeiter(innen), die saubermachen, mal ein paar Tage streiken, wäre es auch zappenduster in Deutschland...)

Zurück zum Thema: ich kann mir selbst nicht vorstellen, ein Kind lieber zu haben als das andere. Ich habe beide genauso lieb, egal wie sie sind. Es sind meine lieben Kinder und fertig. Ich würde nie dem einen den anderen vorhalten und Vergleiche machen. Denn das ist grausam. Ich weiß es. Es stimmt, Mat, es bleiben Narben, die nie wieder weg gehen.

Offline Fynn

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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #8 am: August 31, 2009, 07:35:12 Vormittag »
Sicher, Eltern meinen es aus ihrer Sicht gut, aber...
...aber gut gemeint, ist eben nicht immer gut... r23

Ich hab' ja weder Kinder, noch Geschwister, d.h., so ganz richtig ist das ja auch nicht... m n ich hab' nämlich aus einem Seitensprung meines Vaters (bei denen er recht fleißig war.. a070) eine Halbschwester in Belgien. Ich hab' sie nie gesehen, weiß nur, das es sie gibt. Ob sie das auch weiß, weiß ich nicht.. r23. Es existieren auch (angeblich) keinerlei Unterlagen, nur der Vorname der Mutter, womit man ja nichts anfangen kann.. ao50 Sie ist ein paar Jahre jünger wie ich, aber das ändert auch nichts. Ich würde sie wahnsinnig gerne kennenlernen, aber...no way ! Also könnte man ja auch sagen, das ich jetzt für die Fehler meines Vaters bezahle, indem ich diese Frau nicht kennenlernen darf/kann. Aber das bringt mich auch nicht weiter, entspricht aber auch nicht meiner Meinung.

Lieben Gruß,

Fynn 24 s
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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #9 am: August 31, 2009, 09:31:31 Vormittag »
Ja, wie so oft ist Mats Beitrag irgendwie ein wichtiger Anstoß.

Zwar habe ich keine Erfahrung mit Zwillingsgeschwistern und  für meine beiden Schwestern und meinen Bruder empfinde ich ausschließlich Dankbarkeit. Es ist und war immer wichtig, sie zu haben, wir haben immer zusammen gehalten - weil wir auch so furchtbar von den Eltern , die es nicht besser wussten - allein gelassen wurden, bedroht und geschlagen wurden.

Wir waren uns gegenseitig Eltern. Heute leben wir alle mit großem Abstand, aber doch immer in schriftlicher Verbindung. Und wenn wir uns sehen, ist es immer wie ein Geschenk. Oder auch ganz real, meine ältere Schwester hat dann immer einige CDs dabei, die sie mir auf den PC installiert usw. Eine große Hilfe. Der Abstand tut uns gut, jeder hat seinen Raum, denke ich.

Trotzdem kenne ich dieses Konkurrenzdenken, das du beschreibst, Haibara, auch sehr gut.
Bei mir waren es meine Cousins und Cousinen. Wir sind in einen entsetzlichen Konkurrenzkampf hinein gepresst worden - ich würde ihn als sehr zerstörerisch, fast tödlich, bezeichnen. Jedenfalls tobt er bis heute an, unsere Mütter wissen nichts davon, wie sehr sie ihre Schwesternkonkurrenz auf ihre Kinder übertragen haben,  und wir hassen uns alle gegenseitig. Meine Geschwister haben das auch noch nicht durchblickt, es läuft leider noch ganz unbewusst ab.  Jeder soll unbedingt besser sein als der andere.  Und das ist sooo anstrengend!!

Ich bin froh, dass ich da raus bin, bzw. dass ich es erkannt habe - übrigens durch eine Therapie.  Es ist was ganz Unheiles.

Und, Mat, dieses Denken, einem Kind dieses Leben nicht antun zu wollen, ja, so denke ich auch und habe auch immer so gedacht. Aber ich meine gar nicht das Leben selbst, ich meine wirklich, was wir Menschen mit diesem gegenseitigen Konkurrenzkämpfen und Kriegen und diesem schrecklichen Überlebenskampf, in den wir alle verstrickt sind oder waren, gemacht haben.
Ich bin tatsächlich nicht in der Lage gewesen, es anders zu sehen und bedaure nicht, dass ich keine Kinder habe.
Trotzdem bin ich dem Leben und meiner Schwester sehr dankbar, dass es meine Nichte gibt, aber ich erkenne auch, in was sie verstrickt ist und wie sie sich plagt - und manchmal tut es mir sehr weh, weil ich darauf keinen Einfluss habe.
« Letzte Änderung: August 31, 2009, 13:02:46 Nachmittag von Vivienne »
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Re: Zwillinge - geteiltes Leid = doppeltes Leid
« Antwort #10 am: August 31, 2009, 10:13:56 Vormittag »
Ich bin froh, dass ich da raus bin, bzw. dass ich es erkannt habe - übrigens durch eine Therapie.  Es ist was ganz Unheiles.
ich sollte vllt erklärend dazufügen, das Vivienne und ich eine im allgemeinen sehr ähnliche Therapie gemacht haben, zumindest was die *Form* dieser Therapie angeht.

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